Tierschutz per se ist ein ausgesprochen komplexes Thema, wenn man es auf jene Menschen, die Tiere rund um den Erdball retten begrenzt, dann stellt sich unter anderem die Frage ob der Auslandstierschutz nun Fluch oder Segen ist. Sucht man nach Antworten, bemerkt man schnell, dass es in dieser Welt wenig Schwarz und Weiß gibt. Denn der Auslandstierschutz ist eine Grauzone mit vielen Schattierungen. Auf der Facebookseite „dogNEWSdieSEITE“ sind, nach fast 10 Jahren, ganz schön viele Texte zusammengekommen, die dieser Frage nachgehen.

Texte zum Thema Auslandstierschutz

Der Versuch einer Definition des Auslandstierschutzes

Zwei Begriffe reichen zu einer groben Beschreibung: „inhomogen“ und „privat“. Der Auslandstierschutz, der sich auf den Import von Hunden spezialisiert hat, ist sich in vielen Fragen keineswegs einig. Manche Vereine legen ihren Schwerpunkt auf die Arbeit vor Ort, andere dagegen räumen sämtliche Shelter, so nennt man die Tierheime im Ausland, leer. Manche Tierschützer helfen den Hunden mit Herz und Verstand, andere wieder tun es für Geld oder Ruhm. Eine echte Professionalität existiert nicht, es ist „learning by doing“, denn einen Lehrgang Auslandstierschutz gibt es nicht. Es sind private Vereine, die sich auf den Import von Auslandshunden spezialisiert haben, manche haben das Zertifikat „gemeinnützig“, andere haben es nicht. Auslandstierschutz ist eine Grauzone und manche Vereine sind hell, andere dagegen dunkelgrau.

Nun, vielleicht sollten wir eins nicht vergessen: Tierschutzvereine sind auch nur Vereine – genau wie Kleingarten-, Kegel- oder Schützenvereine auch.

Normen Mrozinski auf Facebook 2018

Wie lange gibt es den Auslandstierschutz schon?

Eine gute Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist. Es kommt darauf an, was man genau unter Auslandstierschutz versteht. Wenn man die Definition eng fasst und sich auf Vereine, deren Ziel es ist, Hunde aus dem Ausland in ein anderes Ausland zu „retten“, reduziert, dann kann man von etwa zwanzig Jahren ausgehen. Der große Hype setzte ein, als Rumänien seine Straßenhunde töten wollte. Ein kleiner Junge namens Ionut war der Anlassfall. Am 2.September 2013 wurde ein vierjähriger Junge in Bukarest angeblich von Straßenhunden getötet, was sich später als Falschmeldung herausstellte. Die rumänische Regierung gab trotzdem den Befehl zur Tötung der Vierbeiner. Ein SPIEGEL Artikel gibt einen guten Überblick. Ab dieser Zeit wurden Hunde im großen Stil „gerettet“.

Parlament in Bukarest

Hilfe vor Ort ist eine andere (bessere) Sache

Große Organisationen, wie VIER PFOTEN oder PETA, importieren keine Hunde, sie konzentrieren sich auf die Hilfe vor Ort. VIER PFOTEN ist weltweit mit mobilen Tierkliniken und Streunerhilfe-Teams unterwegs und auch die Tierschutzorganisation PETA setzt auf Kastrationsprojekte und Aufklärungskampagnen. Der Export von Hunden verändert die Probleme vor Ort nicht, eher im Gegenteil, er zementiert sie ein und verstärkt sie manchmal sogar. Gerd Schuster vom Hundezentrum Mittelfranken ist ein profunder Kenner der Streunerproblematik und er ist gegen den wahllosen Import von Straßenhunden, was er auf seinem YouTube Kanal regelmäßig kund tut. Seine Argumente sind überzeugend, denn aus einem Streuner wird selten ein glücklicher Sofahund. Auslandstierschutz ist eine Grauzone, PETA und VIER PFOTEN sind im hellgrauen Bereich angesiedelt.

Der gerettete Mischling wird „schick“

Eine Straßenpotpourri zu retten ist auch ein „Lifestyle“, denn viele Menschen die einen geretteten Mischling an ihrer Leine führen, tätigen damit auch eine Aussage. Diese ist gleichzeitig eine Absage an den Rassehund vom Züchter. Und tatsächlich sind sich Liebhaber von Rassehunden und Anhänger von Mischlingen selten einig, wenn sie in Hundediskussionsgruppen aufeinander treffen. Es sind zwei Welten, die sich scheinbar nicht vereinen lassen. Der Auslandstierschutz importiert fast ausschließlich Mischlinge und er wirbt gerne mit dem „gesunden Mix“, den es so nicht gibt, denn Mischlinge sind nicht automatisch gesünder oder robuster.

Mischlinge könnten genauso Krankheiten in ihren Genen haben wie Rassehunde. Denn ein Mischling ist auch nur so gesund wie seine Vorfahren.

Prof. Dr. Martin Kramer, Präsident der deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft auf ntv 2018

Hunde aus dem Auslandstierschutz sind Überraschungspakete

Hunde kennen das Konzept „Dankbarkeit“ nicht, das ist eine menschliche Vorstellung und – wofür sollten sie „dankbar“ sein? Ein „geretteter“ Hund empfindet es nicht als „Rettung“, wenn er eingefangen, eingesperrt, kastriert und transportiert wird. Für einen Vierbeiner ist es eher eine Art Vergewaltigung, wenn er aus seinem vertrauten Lebensumfeld herausgerissen wird um auf einem deutschen Sofa zu landen. Das erklärt warum viele Hunde aus dem Ausland zu Beginn mit Angst oder Aggression reagieren, wenn sie auf ihren neuen Dosenöffner treffen. Auslandstierschützer reden darüber nicht gerne, ihrer Meinung nach muss der Hund da durch, schließlich geht es um seine Zukunft und vielleicht auch ein bisschen um die Schutzgebühr.

LINK zum Text im BILD

TierSCHUTZ und TierSCHMUTZ sind nicht so einfach zu unterscheiden

Für den Konsumenten, im Tierschutz gerne „Adoptant“ genannt, ist es nicht einfach herauszufinden wie gut oder wie schlecht ein Verein ist. Auslandstierschutz ist eine Grauzone und jeder Verein beteuert, dass er ALLES für die Hunde tut und nie nimmer nicht zum persönlichen Vorteil. Alle Vereine leben von Spenden und kassieren die sogenannte Schutzgebühr, die bei Übergabe des Hundes fällig ist. Die Frage ist daher, wieviel reinvestiert der Verein in Projekte vor Ort? Betreibt er Kastrationsprojekte? Finanziert er ein Tierheim? Investiert er in Aufklärung vor Ort? Eine Faustregel ist: je mehr ein Verein auf Mitleid als Marketingmittel setzt und je dramatischer er die Situation vor Ort beschreibt, umso vorsichtiger sollte man sein. Denn in allen Ländern gibt es auch Tierschutz vor Ort. Ein weiteres Kriterium ist der Vermittlungstext: ist der realistisch und ehrlich?

Sarplaninac Rumänien

Der aktuelle Klassiker – der Herdenschutzmix

Seit geraumer Zeit importieren einige Vereine Herdenschutzmischlinge, vorzugsweise aus den östlichen Nachbarländern. In Deutschland sind mittlerweile einige Herdenschutzrassen auf der Liste gefährlicher Hunde gelandet, seither werden sie bereits im Welpenalter als „Labbi-Mix“ oder „Goldie-Mix“ importiert. Dummerweise werden diese Mischlinge als erwachsene Hunde zwischen fünfzig und sechzig Kilo schwer und brauchen einen erfahrenen Hundehalter am oberen Ende der Leine. Viele dieser wuscheligen Vierbeiner landen im heimischen Tierschutz. Das Bündnis Schattenhunde kann davon ein Lied singen.

LINK im BILD

Auslandstierschutz als Wirtschaftsfaktor

Der mittlerweile über fünf Jahre alte Text: Wirtschaftsfaktor Auslandshund ist leider immer noch aktuell. Die Situation hat sich nicht verbessert, sie ist im Gegenteil schlimmer geworden. Im Import von Hunden liegt viel Geld, dieses kann reinvestiert werden oder aber es wandert in die Tasche eines Vereins. Auch in den Herkunftsländern der Hunde hat man mittlerweile gemerkt, dass man über den Tierschutz einen florierenden Hundehandel aufziehen kann. Im TierSCHMUTZ lässt sich definitiv viel Geld verdienen. Die klassischen Geldquellen sind: Spenden, Patenschaften und Schutzgebühren. Es liegt an den Spendern und Adoptanten darauf zu achten, dass ihr Geld den Tieren hilft. Der WDR hat eine gute Übersicht erstellt, die dabei hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen. Auslandstierschutz ist eine Grauzone, im Artikel „Verantwortungsvoller Auslandstierschutz – So erkennen Sie seriöse Vereine“ ist zusammengefasst worauf man achten sollte.

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