Kaum ein Tier polarisiert so sehr wie der Wolf, dabei kann er eigentlich nicht viel dafür. Er ist nicht verantwortlich für den Mythos, der sich rund um den „Canis lupus„, wie der Wolf in der Fachsprache genannt wird, aufgebaut hat. Seit die Gebrüder Grimm behaupteten, dass der Wolf Rotkäppchen fressen wollte ist der Vorfahre unserer Haushunde in Verruf. Die Bauern mögen ihn nicht besonders, denn sie fürchten um ihre Tiere. Die Städter dagegen lieben den Wolf, denn für sie ist er ein Stück Natur und Freiheit. Irgendwo dazwischen spielt sich der Diskurs ab, in dem gestritten wird ob der strenge Artenschutz, den der Wolf genießt, aufrecht bleiben soll. Der Wolf ist in Österreich jedenfalls auf dem Vormarsch und wird wohl hier heimisch werden.

Heiß umstritten aber streng geschützt

Der Wolf in Österreich

Durch starke menschliche Verfolgung entstanden im 17. und 18. Jahrhundert große Verbreitungslücken, in deren Folge der Wolf in Österreich ausstarb. Seit der Wolf in großen Teilen Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter Schutz gestellt wurde, konnte sich sein Bestand erholen und wieder ausbreiten. Der Wolf (Canis lupus) ist ein in sozialen Gruppen, den Rudeln, lebender großer Beutegreifer, der sich vor allem von wilden Huftieren wie Reh, Rotwild oder Wildschwein ernährt. Österreich liegt zwischen fünf verschiedenen Wolfspopulationen. Es nimmt somit eine wichtige Rolle für die Verknüpfung  der Populationen und damit den natürlichen Genaustausch ein.

Der Wolf wird auch aufgrund seines Pelzes getötet

In Österreich gibt es 40 Wölfe aber kaum Herdenschutz

Die Almsaison beginnt, doch die Schafe und Ziegen sind nicht gut vor den Wölfen geschützt, die aus den Nachbarländern wieder nach Österreich einwandern, sagte Christian Pichler vom WWF am 31. Mai 2021 vor Journalisten. Heuer gab es schon 27 Sichtungen. Man sollte deshalb das Hirtentum wiederbeleben und Herdenschutzmaßnahmen wie Hunde und Zäune forcieren. Die Wölfe zu vertreiben oder abzuschießen sei keine Alternative, denn sie sind streng geschützt und gut für die Natur, betonte er. Der Wolf ist in Österreich eine Realität mit der man tierschutzgerecht umgehen muss.

Wenn die Hunde schlafen, hat der Wolf gut Schafe stehlen

Sprichwort

Bis zum 17. Mai gab es in sieben Bundesländern mehrere Wolfsnachweise, so Pichler. Jeweils sechs Tiere wurden in Tirol und Niederösterreich entdeckt, vier in Salzburg, drei jeweils in Vorarlberg, der Steiermark und Oberösterreich und in Kärnten gab es zwei Sichtungen. Oft waren es nur einzelne Individuen, aber in Gutenbrunn und am Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich gäbe es jeweils ein Paar, das vielleicht für Nachwuchs sorgen könnte.

Wölfe bei der Paarung

Es wird mehr Wölfe in Österreich geben

„Deshalb muss sich Österreich in Zukunft auf mehr Wölfe einstellen“, sagte Pichler. Das Land sei auch eine „Drehscheibe für die Wolfspopulationen aus den Nachbarländern“. Derer gibt es viele: In der Schweiz, in Italien und Slowenien weiß man etwa von elf, 17 und 14 Rudeln und pro Land rund 100 Individuen. In Deutschland und Frankreich gibt es sogar 128 beziehungsweise 100 Rudel und jeweils über 500 Wölfe.

In Österreich werden sich Wölfe permanent ansiedeln

Österreich hat keine Hirten und kaum Herdenschutz

Wenn nun zu Anfang der Weidesaison die Tiere auf die Alm getrieben werden, sind die Wölfe quasi schon da, meint Pichler. Man müsse damit rechnen, dass ungeschützte Schafe, Ziegen und andere Weidetiere von Wölfen gerissen werden. Deshalb plädiert er für mehr Informationen und Förderungen für die Landwirte, sowie Schutzmaßnahmen. „In den Nachbarländern ist man hier schon viel weiter“, sagte er. Hilfreich wären zum Beispiel passende Zäune und Herdenschutzhunde. Außerdem gäbe es in Österreich kaum Hirten. Sie wanderten oft ins Ausland ab, weil dort die Bezahlung höher sei.

Herdenschutzhund (Sarplaninac)

Der Wolfsexperte fordert daher eine bessere Entlohnung für Hirten, ein Ausbildungsangebot, damit Interessierte in den Beruf einsteigen können, und eine bessere Infrastruktur, um die Aufpasser auf den Almen unterzubringen. Außerdem sei die rechtliche Lage unklar, zum Beispiel was Arbeits- und Ruhezeiten betrifft. Unterstützung sollten sie von Herdenschutzhunden bekommen, derer es aber ebenfalls in Österreich viel zu wenige gibt.

Illegale Abschüsse von Wölfen sind eine traurige Realität

Pichler beklagt, dass Wölfe hierzulande wohl teils illegal abgeschossen werden. Sie seien streng geschützt, und es sei auch wichtig, dass ein europaweiter Schutz aufrecht erhalten wird. Er bezeichnete die Tiere als Gesundheitspolizei, und sie hinterließen Nahrungsreste für andere wichtige Arten. „Es ist also aus Naturschutzgründen gut, dass Wölfe mehr und mehr nach Österreich dringen“, sagte er.

Wolfshybriden sind sehr selten

Manchmal werden Wölfe mit Hunden verwechselt

Nicht jeder Wolf ist auch ein Wolf, sehr oft werden streunende Hunde mit Wolfen verwechselt und manchmal paaren sich Wölfe mit Haushunden. Ein Hybride, der das Resultat einer solchen Verpaarung ist, das ist ein Nachkomme von Eltern zweier Spezies, die nicht der gleichen Art angehören. Rein biologisch gesehen ist deshalb der Begriff Wolfshybride falsch, denn Wolf und Hund gehören der gleichen Art (Spezies) an. In der Zucht wird der Begriff aber dennoch für Nachkommen von Kreuzungen verschiedener Rassen und Zuchtlinien verwendet. Hybride steht hier allgemein für Bastard oder Mischling und kommt aus dem lateinischen Hybrida. Wolfshybriden in freier Natur sind allerdings sehr selten, es kann aber dennoch vorkommen, dass sich ein Wolf mit einem verwilderten Hund verpaart. Dies ist grundsätzlich ein natürlicher Vorgang und ist Teil der Evolution.

Wolfshund

Müssen sich Hundehalter vor Wölfen fürchten?

Nein – müssen sie nicht. Es gibt keinen belegten Fall in Europa in dem ein Wolf Hund und Hundehalter angegriffen hätte. Selbst ein Hund der alleine und damit wildernd im Wald unterwegs ist, läuft eher Gefahr auf ein Wildschwein zu treffen und so getötet zu werden. Wölfe meiden Menschen mit Hunden normalerweise. Beide passen nicht in sein Beuteschema. Bei Jagdhunden oder jagenden Hunden kann die Sache anders aussehen, denn der Wolf nimmt den Hund dann als Konkurrent wahr. Jäger wurden bis dato ebenfalls vom Wolf verschont, bisher haben sich alle Geschichten die anderes berichten als Jägerlatein herausgestellt. Landwirte argumentieren gerne damit, dass ihnen die Wölfe neben den Schafen auch die Touristen auffressen würden oder die aus Angst nicht mehr kämen. Auch das widerlegt die Realität, die österreichischen Kühe können gefährlich sein, der Wolf war es bisher noch nie.

(Quelle: APA, red / Foto: Pexels)

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