Die Reihenfolge – Handy und Hund – ist wertend. Viele Hundehalter gehen mit ihrem Smartphone Gassi, der Hund läuft mit. Das ist sehr gemein, denn für einen Vierbeiner ist die gemeinsame Runde das Highlight des Tages. Es ist seine „Quality time“. Das ist die Zeit des Tages die der Festigung der Beziehung dient, mit sozialen Aktivitäten wie gemeinsamem Spielen, Erleben, Natur aufsaugen. Eben zusammen sein, etwas gemeinsam tun. Wer in dieser wertvollen Zeit das Smartphone bevorzugt beleidigt seinen Hund. Nichts verletzt eine Hundeseele mehr als ignoriert zu werden. Gefährlich ist es auch – denn wer in sein Handy versunken ist nimmt seine Umwelt kaum wahr. Der Hund beschäftigt sich dann selbst und das führt zu unguten Hundebegegnungen oder zu Unfällen. Außerdem zieht sich der Kontrollverlust über den Spaziergang hinaus. Denn der Hund lernt, dass er von seinem Menschen nichts zu erwarten hat und bleibt immer mehr in seiner Hundewelt, wodurch eine Art Teufelskreis des Kontrollverlustes entsteht.

Hunde wollen mehr als einen Smombie

Das Handy ist immer dabei

Seit 2007, als das iPhone seinen Siegeszug antrat, steigt die Handynutzung kontinuierlich an. Fünfzehn Jahre später also heute, ist das Mobiltelefon ein ständiger Begleiter geworden. Das betrifft auch die Hunde, denn sie müssen nun gegen das Handy konkurrieren, wenn sie Aufmerksamkeit von ihrem Zweibeiner haben wollen. Sehr oft verlieren sie in diesem Wettbewerb, denn immer mehr Hundehalter schenken ihrem Smartphone mehr Aufmerksamkeit als dem Hund an ihrer Seite. Sieht man sich auf Hundewiese um, stellt man schnell fest, dass viele Hundehalter ihr Smartphone in der Hand haben. Ständig wird „nur kurz der E-Mail Account gecheckt“, zurückgerufen, oder in Social Media gesurft. In Hundeblogs gibt es mittlerweile einen Begriff für diese Menschen. Man nennt sie „Smombies“. Ein Hybrid aus Smartphone und Zombie. Irgendwie treffend – oder?

Hunde wollen unsere Aufmerksamkeit

Was macht das mit dem Hund?

Das kommt vermutlich auf den Hund an. Wissenschaftlich erforscht sind die Auswirkungen des chronischen Aufmerksamkeitsentzugs beim Gassi noch nicht. Vermutlich kommt es jedenfalls zu einem Kontrollverlust. Wenn das Feedback des Besitzers ständig ausbleibt, schafft sich der Hund seine eigenen Regeln. Das kann teuer werden, denn Hundehalter haften für das was ihr Hund tut. Wenn der Vierbeiner zum Beispiel einen Radfahrer flachlegt, dann kann der Hundehalter schwer sagen er hätte seine Sorgfaltspflicht nicht verletzt. Ob die Vierbeiner seelisch am durch das Smartphone verursachtem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leiden, darüber wird noch gestritten.

Für die Hundeseele gelte grundsätzlich: „Je mehr Freiheit, desto besser“

Thomas Riepe in Welt 2017

Beziehungsfeindlich ist das Handy jedenfalls, wer also eine gute Mensch-Hund-Beziehung erreichen und pflegen will sollte die Reihenfolge „Handy und Hund“ umdrehen. Vierbeiner sind sehr empathisch, sie spüren wenn die Aufmerksamkeit ihres Zweibeiners nicht auf sie fokussiert ist. Manche Hunde gehen dann in die Offensive und stellen etwas an, andere wiederum leiden stumm vor sich hin und einige eliminieren das Übel, sprich sie zerstören das Mobiltelefon. Wer also mit seinem Hund in einer gesunden Beziehung leben will sollte sein Handy beim Gassi gehen nur für Fotos oder Notrufe verwenden. Fotos natürlich vorzugsweise vom Hund und gegen Belohnung versteht sich.

Selfies gegen Leckerlis sind OK

Wer mit Handy und Hund geht macht sich unbeliebt

Auch wenn das mit der Auswirkung auf die Hundeseele noch strittig ist, sicher ist, dass telefonierende oder tippende Hundehalter eine üble Außenwirkung haben. Sie vermitteln ihrer Umgebung, dass es sie nicht kümmert was ihr Hund tut. Ist der Hund angeleint, dann ist ihm das Mitleid seiner Umgebung sicher. Läuft der Hund aber frei, führt das zu Unruhe bei Begegnungen. Eltern sorgen sich um ihre Kinder, Jogger um ihre Waden, Radfahrer haben Angst vor einem Sturz und andere Hundehalter fürchten eine unerwünschte Konfrontation. Niemand geht entspannt an einem Hundehalter vorbei der tief in sein Smartphone versunken ist und womöglich auch noch seine Ohren verstopselt hat (Thema Earbuds). Der dazugehörige Vierbeiner mag nett sein aber die Umwelt schließt vom Besitzer auf den Hund. Ein „Smombie“ ist nun einmal kein Sympathieträger.

Kommentar verfassen