Wer kennt das nicht – man geht gemütlich seines Weges, dann taucht ein Hund mit Mensch am Horizont auf. Und man spürt, da kommt ein Problem auf vier Pfoten und zwei Beinen auf mich zu. Also holt man seinen Hund zu sich ins Fuß und hofft, dass die Begegnung schnell vorbei ist. Begegnungen mit Leinenrowdys sind unangenehm und zwar für alle Beteiligten. Dabei könnte alles so einfach sein, denn Hunde werden nicht als Leinenpöbler geboren, jeder erzieht sich seinen Leinenrowdy selbst.

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Mitzi und Karli, die Terroristen vom Park

Mitzi ist eine kniehohe Mischlingshündin in Salz und Pfeffer mit struppigen Fell. Karli ein älterer Herr, der seine Mitzi über alles liebt. Die beiden werden gemieden, denn Mitzi mag zwar ihren Karli aber sonst mag sie niemanden. Sie tut zudem alles dazu, dass niemand sie mag. Die kleine Hündin ist recht erfolgreich in ihrem Bemühen um Distanz, die Parkbesucher meiden das Gespann. Wenn Mitzi einen anderen Hund sieht, dann zieht sie automatisch die Lefze vom Fangzahn bis zum Reißzahn hoch. Anschließend beginnt sie, etwa eine Zehntelsekunde später, ohrenbetäubend zu bellen. Wenn sich das Subjekt ihrer Empörung nicht umgehend entfernt, dann legt sie nach und steigt in der Leine wie ein kleines Zirkuspferd. Karli kennt das, er beugt sich dann seufzend zu Mitzi hinter und krault sie am Kinn, das soll Mitzi beruhigen, glaubt Karli.

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Balou und Liese, ein Duo zum Fürchten

Balou ist ein Labrador und Liese ist eine junge Frau, die mit ihm joggt. Der braune Labrador will zu jedem anderen Hund. Aber weil sich Liese nicht ganz sicher ist, was Balou eigentlich will, sollte er tatsächlich Tuchfühlung aufnehmen, ist Balou doppelt gesichert und trägt einen bunten Maulkorb. Da Liese schon mehrfach einen unfreiwilligen Hechtsprung unter Balous Anleitung gemacht hat, ist sie etwas verkrampft sobald sie einen anderen Hund sieht. Sie hat mittlerweile ein Ritual entwickelt. Wenn ein fremder Vierbeiner in ihr Blickfeld kommt, dann platziert sie Balou zwischen ihren Beinen, beugt sich über ihn und redet auf den Rüden ein. Das soll Balou beruhigen. Sie hat auch eine Leberwurstpaste dabei, die kleistert Liese Balou ins Maul. Herr Hund dagegen ist, für einen Rüden ungewöhnlich, multitaskfähig. Er schafft es gleichzeitig Leberwurstpaste zu schlabbern und zu bellen. Angeblich soll ein Hundetrainer hinter diesem seltsamen Ritual stecken, behauptet jedenfalls Liese.

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Chanel und Mirko, lustig aber lästig

Chanel ist ein Zwergspitz und Mirko ein älterer Herr, der seinen Lebensabend mit Chanel teilt. Die Spitzdame ist ein Energiebündel und Mirko schon etwas langsam geworden. Er hätte es gerne, wenn andere Hunde mit seiner Chanel spielen würden aber die kleine Hundedame kann dem nichts abgewinnen. Sobald sie einen anderen Hund sieht wird sie zu einem kläffenden Kreisel und da Mirko sie an einer langen Leine führt kreiselt sie kläffend zu jedem Hund. Mirko steht dann da und lächelt unbeholfen. Es scheint ihm etwas unangenehm zu sein, wie sich Chanel benimmt aber er ist überzeugt, dass sie nur spielen will und das findet er süß.

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Drei Geschichten mit einem Nenner

Hundehalter scheinen ein unheimliches Talent zu haben ihre Hunde in einem Fehlverhalten zu bestätigen. Mitzi bekommt Distanz und Streicheleinheiten, wenn sie randaliert. Balou wird mit Leberwurstpaste verwöhnt wenn er pöbelt und Chanel bekommt mentale Bestätigung, sobald sie sich in einen kläffenden Kreisel verwandelt. Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst. Auf die Dauer ist es vermutlich nicht angenehm, mit einem Leinenrowdy durchs Leben zu gehen aber Karli. Liese und Mirko haben sich damit wohl arrangiert, wie ihr großes Repertoire an Erklärungsversuchen zeigt. Sie haben gelernt, sich bei ihrer Umwelt zu entschuldigen aber sie haben es nie geschafft das eigentliche Problem zu lösen – die Pöbelei aka „Leinenaggression„.

Es ist doch viel angenehmer mit einem entspannten Hund durchs Leben zu gehen

Karli, Liese und Mirko haben sich ihre Leinenrowdys zweifellos selbst erzogen und sie haben sich mit ihrer Situation mittlerweile arrangiert. Der Zug für eine Veränderung ist abgefahren. Nicht weil ein Hund sich nicht verändern könnte, sondern weil die Drei resigniert haben. Sie glauben nicht mehr daran, dass sich dieses stressige Verhalten ihrer Hunde durch ein richtiges Training in Wohlgefallen auflösen könnte. Die Hunde haben keinen Grund etwas anders zu machen, Leinenpöbelei ist selbstbelohnend und in jedem der drei Fälle wird es auch vom oberen Ende der Leine (unabsichtlich) belohnt. Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst.

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Wieso müssen andere die Suppe ebenfalls auslöffeln?

Leinenpöbler haben eine Außenwirkung und zwar keine sehr angenehme. Wer die Erfahrung gemacht hat, wird dem zustimmen, es ist mit Stress verbunden an einem Leinenrowdy vorbei zu gehen. Man kann aus der Not eine Tugend machen und dem eigenen Hund beibringen, solche Pöbler zu „tauschen“. Das funktioniert gut. Trotzdem bleibt ein kleines Restrisiko, was wenn der andere sich losreißt. Was wenn dieser Radaubruder plötzlich auf den eigenen, angeleinten Hund, zustürmt? Das reicht für eine kleine Verkrampfung. Bei aller Toleranz und Mitgefühl, angenehm ist es nicht an einem solchen Mensch-Hund-Team vorbei zu gehen. Hundetrainerin Frauke Burkhardt hat dafür klare Worte gefunden:

Liebe Fluffidufferzuschauer, es ist für das Gegenüber extrem grenzwertig, wenn Ihr Eure Claus-Christians und Sören-Marias nach vorne ballern lasst und einen Materialtest abhaltet, während andere Menschen mit Hund an Euch vorbei müssen. Denn weggehen könnt ihr ja nicht. Das wäre ja gegen den Willen des Hundes. Einfach mal Abmarsch, Weg freimachen und – ja krass formuliert – sich durchsetzen – einfach mal machen! Denkt doch mal mit. Wenn Ihr nichts tun wollt, dann macht das doch gerne hinter einem Baum, 10 Meter weg von dem, der Euch ertragen muss.

Frauke Burkhardt auf Facebook April 2021

Merke: Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst

Die Gründe warum Hunde an der Leine randalieren sind so unterschiedlich, wie die Hunde die das tun. Jeder Hundehalter muss lernen seinen Hund zu lesen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der eine Hund pöbelt aus Angst, der andere ist aggressiv und ein weiterer Vierbeiner mag vielleicht nur „spielen“. In jedem Fall ist dieses Verhalten unhöflich, nicht nur gegenüber dem betroffenen Zweibeiner, viel mehr noch gegenüber dem beteiligten Vierbeiner. Manche Hunde stecken das locker weg, andere „tauschen“ das mit Begeisterung gegen ein Leckerlie aber einige würden nur zu gerne darauf reagieren, vielleicht weil sie selbst so gestrickt sind oder eben nicht sehr tolerant. Wenn dann noch der Leinenradius unterschätzt wird, die Distanz zu gering bemessen oder der Boden rutschig ist, dann kann das zu einem Unfall führen. Der Auslöser ist in diesem Fall ein Fehlverhalten das dem Leinenrowdy antrainiert wurde, von seinem Zweibeiner.

Ein Text der Lösungen anbietet

1 Kommentar zu „Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst“

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