WIRBEL UM DOPPEL CACIB TULLN – DU & DAS TIER

Der ÖKV will, da es die aktuelle COVID-19-Lage erlaubt, die Ausstellungssaison mit der Bundessieger – Ausstellung in Tulln am 26. und 27. September 2020 starten. Man wird abhängig von der aktuellen Lage (Pandemie) und den daraus resultierenden behördlichen Auflagen, Präventionsmaßnahmen ergreifen und das Freigelände vermehrt nutzen. Diese Maßnahmen sind noch in Ausarbeitung. Das verunsichert manche Aussteller, denn die Hunde müssen gemeldet werden, man weiß aber noch nicht genau, wie die Hundeausstellung im Detail ablaufen wird.

MAULKORBGEBOT VERÄRGERT AUSSTELLER

Zu den, von COVID-19 ausgelösten Restriktionen, kommt auch das veränderte Hundegesetz in Niederösterreich. Die Formulierung ist nicht ganz eindeutig aber der ÖKV empfiehlt Maulkorb für alle Hunde. Das empört die Aussteller und Besucher des geplanten Events. Im Vorjahr waren von der Maulkorbpflicht „nur“ Listenhunderassen betroffen, 2020 betrifft es alle Hunde.

Der ÖKV schreibt dazu auf seiner Webseite:

„Bei einem durch die Bezirkshauptmannschaft Tulln kurzfristig anberaumten Besprechungstermin am 19. August 2020 über die Durchführung der Hundeausstellung Tulln 2020 wurde durch die Vertreter der Behörde auch auf die Maulkorbpflicht an öffentlichen Orten gemäß NÖ Hundehaltegesetz hingewiesen. Der ÖKV wurde ersucht, diese Maulkorbpflicht im Facebook und Internet zu erwähnen.

Da aber das gültige NÖ Hundehaltegesetz aber auch eine Ausnahmebestimmung von dieser Maulkorbpflicht für Hundeausstellungen enthält, wird der zuständige Landesrat G. Waldhäusl zwischenzeitlich schriftlich durch den ÖKV ersucht, eine Klärung der tatsächlich anzuwendenden gesetzlichen Bestimmungen vorzunehmen.“

Webseite ÖKV 2020

Das ist vielen Züchtern und Hundehaltern nicht genug, sie wollen erstens Gewissheit und zweitens keinen Maulkorb. Viele hätten es auch gerne gewusst, bevor sie ihre Hunde gemeldet hatten, den für manche ist der Maulkorb ein Grund nicht zu kommen. Claudia B. schreibt dazu auf der Facebook-Seite des ÖKV:

„… ich bin – noch immer – enttäuscht, dass wir erst nach dem Meldeschluss über eine generelle Maulkorbpflicht in Tulln informiert wurden. Es kann doch nicht sein, dass eine angebliche Interessenvertretung (damit meine ich die verantwortlichen Damen und Herren beim ÖKV) bei Gesprächen immer nur alles hinnimmt und aussitzt. Die Situation für Aussteller, Züchter und Hundebesitzer in Österreich war noch nie so unbefriedigend und noch nie hat man uns so allein gelassen. Ich hoffe, dass all diejenigen, die aufgrund der geänderten Bedingungen in Tulln ihre Meldungen stornieren möchten, im Fall einer bereits erfolgten Zahlung wenigstens ihr Geld zurück bekommen.“

Facebookseite ÖKV

WOZU EIGENTLICH HUNDEAUSSTELLUNGEN?

Ein seriöser Züchter kommt um Hundeausstellungen nicht herum. Die Bewertung seiner Hunde ist Pflicht. Laut dem Ausstellungsreglement des FCI sind deren Vollmitglieder und die assoziierten Mitglieder dazu verpflichtet, mindestens eine Ausstellung mit CACIB pro Jahr zu organisieren. Die nationalen kynologischen Organisationen als FCI Mitglieder, in diesem Fall der ÖKV, bestimmen dabei in eigener Verantwortung diejenigen Rassehundeausstellungen, bei denen das CACIB (Certificat d’Aptitude au Championnat International de la FCI) vergeben wird. Ein Züchter kann also, wenn sein Hund diese Bewertung noch braucht, nicht „nein“ sagen.

Ausstellungen bedeuten für viele Hunde Stress, die Besitzer wissen das und sind bestrebt, den Stresslevel so gering wie möglich zu halten. In den FCI-Richtlinien ist extra festgeschrieben, dass bei jeder Hundeausstellung das Wohlsein und die Gesundheit der Hunde Vorrang haben muss. Die Aussteller sind für das Wohlergehen der Hunde verantwortlich. Das erklärt, warum viele Aussteller im Fall von Tulln, wegen der Maulkorbverordnung, auf die Barrikaden gehen. Einerseits müssen sie teilnehmen, anderseits müssen sie darauf achten, dass es ihren Hunden dabei gut geht. Ein Spagat, der mit der aktuellen Maulkorbverordnung schwer umsetzbar ist.

DER ÖKV STEHT IN KRITIK

Nicht nur wegen der geplanten Ausstellung in Tulln, wo das Maulkorbgebot wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Aussteller hängt, auch in Graz gab es Probleme. Dort ging es nicht um den Maulkorb, sondern um die Barthaare des Hundes. Es hagelte Anzeigen für Aussteller die ihren Hunden die Vibrissen, also die Tasthaare abrasiert hatten. Auf der Facebookseite des ÖKV empört sich Gini B. folgendermaßen:

„Naja, wundern tuts mi ned, denn man hat schon sehr den Eindruck, dass es „organisatorisch“ und insgesamt mit dem ÖKV rasant bergab geht! Also, der „Shitstorm“ ist hausgemacht und durchaus verdient! Tut mir leid!

Keine Kataloge, keine Pokale, keine Schleifen, keine Rosetten, keine Medaillen, aber buchstäblich „exorbitante“ Meldegebühren, kein Rückhalt vom ÖKV bei Problemen wie in Graz, bei der EDS und jetzt dann in Tulln??? Hirnrissige Streichungen oder Koppelungen von beliebten Ausstellungen, Allgemeinrichter, die die meisten Standards nicht kennen, bzw. Kraut und Ruam richten, ohne die geforderte Objektivität, … Was bitte erwartet IHR Euch denn??? Dass alle, die gern auf Ausstellung fahren, permanent in Österreich brüskiert werden, sich das auch dauernd gefallen lassen??? Wenn der Präses und seine Konsorten nicht mehr zusammenbringen, dann bitte: Hut nehmen, Abmarsch, tschüß, baba und fallts ned!“

Facebookseite ÖKV

ÖKV SITZT ALLES AUS

Der häufigste Vorwurf gegen den Österreichischen Kynologenverband ist, dass er nicht agiere, er würde alle Probleme „aussitzen“. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Seit mehr als 10 Jahren hat der ÖKV ein latentes Problem für seine Mitglieder einzutreten. Als die Rasselisten in Wien und Niederösterreich implementiert wurden, war von den Vertretern des Verbandes nicht viel zu hören, obwohl Rassen, die unter diesem Verband gezüchtet werden, davon betroffen waren. Als Hundeausstellungen mehr und mehr in Misskredit kamen, blieb der Verband still. In Graz. wo der Tierschutz aktiv in die Hundeausstellung eingriff, vermisste man eine geeignete Reaktion. Jetzt wo es um den Maulkorb geht, ist ebenfalls kein überbordender Aktionismus, seitens des Verbandes, wahrzunehmen. Das macht die Mitglieder nicht sehr glücklich und dieses Missfallen haben sie auf der Facebook-Seite des Verbandes geäußert.

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