Es gibt seit Beginn der Pandemie einen Anstieg von Tierschutzvergehen in Wien. Jedenfalls belegen das die Erhebungen der Tierschutzombudsstelle Wien. Viele Tiere hat man anscheinend gegen die Einsamkeit angeschafft. Das ist kein guter Grund um sich für einen Vierbeiner zu entscheiden. Hundehaltung ist eine ganz eigene Lebensweise, die schön aber auch sehr aufwändig ist. Tiere geben viel aber sie kosten Zeit und Geld und manchmal bedeutet Tierhaltung auch auf etwas anderes verzichten zu müssen. Darauf haben scheinbar einige Menschen vergessen, denn viele Hunde wurden wieder abgegeben. Manchen Vierbeiner waren so vernachlässigt, dass sie abgenommen wurden. Das ist nicht schön und verursacht sehr viel Tierleid. Seit Jürgen Czernohorszky amtsführender Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal wurde und damit auch die MA60, die Magistratsabteilung für Veterinäramt und Tierschutz übernommen hat, schaut man genauer hin.

Übertretung des Tierschutzgesetzes: Heuer 40 Prozent mehr Verfahren als 2020

40 Prozent mehr Verfahren wegen Übertretung des Tierschutzgesetzes als 2020. Das ist die Bilanz, die die Tierschutzombudsstelle Wien für die Hauptstadt im zweiten Jahr der Pandemie anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober erstellt hat. Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau, rechnet mit einer Vielzahl an weiteren Tierschutzvergehen in Wien, die nach der Corona-Krise sichtbar werden. Tierschutzvergehen in Wien sind kein Kavaliersdelikt und die Strafen sind (erfreulich) hoch. Denn, wer ein Tier halten will, muss auch gut für den Vierbeiner sorgen, das verlangt das Gesetz.

Foto: Eva Persy, Tierschutzombudsstelle Wien

Tierschutzombudsstelle Wien rechnet nach Corona-Ausnahmezustand mit weiterem Anstieg von Missstandsanzeigen

Wien. Vernachlässigte Hunde, ausgesetzte Kaninchen oder aufgrund mangelnder Sorgfalt verunfallte Katzen. 159 Fälle, in denen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet wurde, sind heuer bereits in Wien verfolgt worden. Zum Vergleich: 2020 waren es insgesamt 113 Verfahren. Die Zahlen zeigen: Das Tierleid ist mit der Pandemie leider nicht weniger geworden. Mehr noch: Eva Persy rechnet mit einer Vielzahl an weiteren Tierschutzvergehen in Wien, die nach der Corona-Krise sichtbar werden.

Foto: TierQuarTier Wien, ein mittlerweile glücklich vermittelter Hund aus einer Beschlagnahme

Die steigende Anzahl an Verfahren wegen Übertretung des Tierschutzgesetzes sind nach Einschätzung der Tierschutzombudsstelle auf die Ausnahmesituation der vergangenen 19 Monate zurückzuführen. Zum einen habe es während der Corona-Krise einen enormen Zuwachs bei den privat gehaltenen Tieren gegeben. So ist die Anzahl der neu angemeldeten Hunde in Wien um ein Viertel gestiegen. Unbekannt, aber nach Einschätzung der Tierschutzombudsstelle mindestens genauso hoch, ist der Zuwachs bei den nicht gemeldeten Hunden, Katzen und Kleintieren. „Während der ersten drei Wellen und den damit verbundenen Lockdowns haben viele Menschen Trost und Abwechslung bei einem tierischen Begleiter gesucht“, sagt Persy. Manche Tierhalter*innen waren der Verantwortung jedoch nicht oder nur kurzfristig gewachsen.

Foto: TierQuarTier Wien, ein mittlerweile glücklich vermittelter Hund aus einer Beschlagnahme

Spontan angeschafft, akut überfordert

„Unter den 159 Verfahren sind einige Fälle, in denen sich Personen mitten in der Pandemie Hunde angeschafft haben, mit deren Haltung sie nur kurze Zeit später heillos überfordert waren“, berichtet Persy. Da ist etwa die Geschichte des armen Tierschutzhundes, der auf ein besseres Zuhause gehofft hatte, dann jedoch bei einer Kontrolle durch die Behörde – nach Meldung durch aufmerksame Nachbar*innen bei der TOW – in seinem neuen Heim völlig verwahrlost und abgemagert vorgefunden wurde. Oder der kleine Chihuahua, der von seinem Halter mit Desinfektionsmittel eingesprüht wurde. Ob dies aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus oder aus anderen Gründen geschehen ist, ist nicht bekannt. Fakt ist: Der Hund hat schwere Haut- und Augenreizungen erlitten, der Halter eine saftige Strafe ausgefasst.

Unüberlegte Anschaffungen landen schnell im Tierheim

6.000 Euro Geldstrafe

Die eigenen vier Wände wurden in der Pandemie auch für manche Tiere zum Gefängnis: Mehrere Hunde mussten aus mit Kot und Urin verdreckten Wohnungen abgenommen werden. „In einem Fall hat ein Hundehalter eine Geldstrafe in Höhe von insgesamt 6.000 Euro bekommen, weil er seinen zwei Hunden durch die extreme Vernachlässigung Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt hat“, berichtet Persy. Ein anderes Beispiel für eine hohe Geldstrafe ist der Fall zweier Kaninchen, die ihr Besitzer im Sommer an den Müllcontainern einer Wohnhausanlage einfach abstellte. Den Halter konnte man ausforschen. Er sagte aus, er habe keine Zeit mehr, sich um die Tiere zu kümmern. 4.000 Euro Strafe waren die Folge. 

Ein Tier aussetzen ist kein Kavaliersdelikt

Dunkelziffer bei Tierleid hoch

Neben der Zunahme an – nicht immer zuvor wohl überlegten – Tierhaltungen in Wien ist die verstärkte Kontrolltätigkeit der Behörde ein weiterer Grund für den Anstieg der Verfahren. „Natürlich müssen alle bei der Behörde oder bei uns gemeldeten Missstände zunächst überprüft werden, bevor es zur Anzeige und zu einem Verfahren kommt“, so Persy. Im vergangenen Jahr waren die Kontrollen durch die Corona bedingten Maßnahmen zeitweise nur eingeschränkt möglich. Dass nicht hinter jedem Verdacht auf Tierleid ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegt, zeigt eine andere Zahl der TOW aus diesem Jahr: Rund 160 Meldungen von Bürger*innen an die Tierschutzombudsstelle über vermeintliche Missstände in der Tierhaltung haben sich nach Überprüfung durch die Behörde als falscher Alarm herausgestellt. „Gleichzeitig ist die Dunkelziffer der Tiere, deren Leiden in einer Großstadt wie Wien unentdeckt bleibt, vermutlich mindestens genauso hoch“, stellt Persy fest. „Jeder Fall von Tierleid ist ein Fall zu viel.“

Wer das Leid von Tieren beenden will muss Tierleid melden

Das können Sie tun

Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein Tier in Ihrem Umfeld nicht tiergerecht oder gesetzeskonform gehalten wird, dann können Sie dies bei Stadt Wien – Veterinäramt und Tierschutz (MA 60) oder der Tierschutzombudsstelle Wien melden. Die TOW kann die Hinweise – auch anonym – an die Veterinärbehörde weitergeben und weitere Schritte in die Wege leiten. Aufgrund der sogenannten Parteistellung ist die Tierschutzombudsfrau Eva Persy in Verfahren eingebunden und stellt sicher, dass die Interessen der Tiere vor Behörden und Gerichten berücksichtigt werden.

Kommentar verfassen