Seit es Corona gibt vergrößert sich die Zahl der hundehaltenden Menschen stetig. Viele Neuhundehalter haben aber falsche Gründe sich einen Hund anzuschaffen. Es geht oft um die Einsamkeit, den Wunsch einen verlässlichen Partner an seiner Seite zu haben. Manche mögen auch denken – „endlich habe ich Zeit, da kann ich das mal probieren“. Die hohe Zahl abgegebener oder ausgesetzter Hunde ist ein Indiz, dass diese Strategie gegen Einsamkeit und Angst eben nicht funktioniert. Corona hat eine Hundeschwemme verursacht. Zuerst wurde alles was vier Beine hat und wedelt gekauft, dann ergoss sich die Flut ungewollter Hunde in die Tierheime. Die meisten der abgegebenen Vierbeiner hatten etwas gemeinsam: sie waren völlig unerzogen. Das spricht für einen gleich dreifachen Verrat – die unüberlegte Anschaffung aus falschen Gründen, der Unwille sich mit dem Tier artgerecht zu beschäftigen und zu guter Letzt, die Abgabe des Problems.

Hunde sind putzig aber sie sind auch eine große Verantwortung

Die Politik in Deutschland reagiert auf die Corona bedingte Hundeschwemme

In Deutschland will die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) die Notbremse zu ziehen. Um zu verhindern, dass Besitzer ihre neuen Tiere schnell wieder abgeben, will Julia Klöckner Zoofachhändler stärker in die Pflicht nehmen. Verkäufer sollen künftig besser geschult werden. Auch an die Tierhalter selbst appelliert sie, die Verantwortung und den Aufwand, den ein Vierbeiner bedeutet, zu bedenken. Außerdem sollen neben den Hundehaltern auch die Hundezüchter in die Pflicht genommen werden. Eine Mindestzeit von vier Stunden für den täglichen Umgang mit den Welpen wird vorgegeben und die Kettenhaltung von Hunden wird grundsätzlich verboten. Außerdem soll Hunden zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Auslauf im Freien außerhalb eines Zwingers gewährt werden. Das muss kein Spaziergang sein, auch Bewegung im Garten genügt. Im Netz gibt es jetzt den H07Haustierberater, ein Portal, wo angehende Hundehalter überprüfen können ob sie sich für diesen Lebensstil überhaupt eignen.

Wenn deutlich wird, dass da jemand falsche Vorstellungen hat, muss Beraten dann auch mal Abraten bedeuten. Deshalb werde ich hier per Verordnung für mehr Sachkunde sorgen: Das Personal muss geschult sein und sich regelmäßig fortbilden.

Julia Klöckner, in Rheinische Post

Auch in Wien reagiert man auf die Corona Hundeschwemme

Die Tierschutzombudsstelle Wien hat ausgewertet, dass die Suchanfragen nach Welpen im Internet seit Beginn der Pandemie um 120 Prozent zugenommen haben. Die Anzahl der aufgrund einer Parvovirose-Erkrankung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien behandelten Hundewelpen ist im gleichen Zeitraum um 40 Prozent gestiegen. Das spricht dafür, dass (zu) viele Menschen ihren Hund bei Hundehändlern per Mausklick oder aus dem Kofferraum kaufen. Im Juni 2021 schlug Tierschutz Austria Alarm: Die Lockerungen der Pandemiebeschränkungen führen dazu, dass Tiere, die während der Pandemie unüberlegt angeschafft wurden, in den Tierheimen landen oder ausgesetzt werden. Vor allem Hunde sind davon nun besonders betroffen. So haben sich die Abgabeanfragen bei bellenden Vierbeinern im Juni 2021 im Vergleich zum Normalzustand verdreifacht und dazu kommt, dass Verhaltensauffälligkeiten durch mangelnde Kenntnis in puncto Hundeerziehung bei diesen Vierbeinern leider kein Einzelfall sind.

„Es ist erschreckend wie grausam die Menschen mit solch hilflosen Lebewesen umgehen und wie dreist sie sich ihrer entledigen! Bitte überdenken Sie die Anschaffung eines Haustieres genau und sollten Sie sich für ein neues, tierisches Familienmitglied entscheiden, kaufen Sie bitte keine Tiere aus dem Ausland – damit unterstützen Sie den illegalen Handel mit Welpen und so gut wie immer Tierquälerei“

Thomas Benda, Leiter TierQuartier Wien

In Wien setzt man auf Erziehung

In Wien gab es eine Corona Hundeschwemme. Während der Pandemie ist die Zahl der Hunde-Anschaffungen in Österreich enorm angestiegen, immerhin wurden um ein Viertel mehr Hunde in Wien angemeldet. Gleichzeitig waren die Möglichkeiten, den tierischen Familienzuwachs unter professioneller Anleitung fit für den gemeinsamen Alltag zu machen, stark eingeschränkt. Doch nun ist angeblich Schluss mit dem „Dogdown“: Wer im Juli oder August 2021 bei einer/einem tierschutzqualifizierten gewerblichen HundetrainerIn in Wien eine Welpenstunde oder ein Alltagstraining absolviert, erhält einen Gutschein für die freiwillige Prüfung zum „Geprüften Stadthund“. Das Hund-Mensch-Team hat dann ein Jahr lang Zeit, zur Prüfung anzutreten und wird bei positiver Teilnahme noch einmal belohnt:

Im Folgejahr wird die Hundeabgabe in Höhe von 72 Euro erlassen. Mit der gemeinsamen Aktion wollen die Tierschutzombudsstelle und die Wirtschaftskammer Wien gezielt das konfliktfreie Miteinander von Mensch und Tier in der Großstadt fördern.

OTS Stadt Wien
Hunde erziehen sich nicht von selbst

Hundehaltung ist ein Lebensstil

Das Leben mit Hund kann wunderbar sein aber man muss es mögen, denn es ist ein eigener Lebensstil und ganz sicher nichts für „zwischendurch“. Das Gleichnis des Butterbrotes zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben – es gibt nichts, das nur Vorteile hätte. Die Butterseite der Hundehaltung ist die Liebe und die Treue eines Hundes, wenn die Beziehung zwischen Vierbeiner und Zweibeiner stimmt. Butter sind auch die gemeinsamen positiven Momente im Wald und auf der Couch. Trotzdem darf man nicht auf die Trocken-Brot-Seite vergessen, denn die gibt es auch. Hund und Mensch müssen einander verstehen lernen, Grenzen müssen gesetzt werden und auch Konsequenz darf nicht fehlen. Der Anpassungsprozess kann recht steinig und zäh sein. Billig ist das Leben mit Hund auch nicht, denn Tierarzt, Hundetrainer und Zubehör belasten das Konto ziemlich. Die butterlose Seite ist also nicht zu vernachlässigen.

Ein Hundeleben ist teuer

Der ziemlich sichere Weg in die Abgabe

Wenn zwei Faktoren zusammen kommen, dann landet der Vierbeiner sehr oft im Tierheim. Denn Schwieriger Hund und unerfahrener Mensch sind eine fatale Kombination. Wenn dann noch falsche Vorstellungen von Hundehaltung und ein starker Hang zur Vermenschlichung von Vierbeinern dazu kommen, dann landet der Hund ziemlich sicher im Tierschutz. Solche Hunde sind meist schwer resozialisierbar, was die Tierheime zusätzlich belastet. Die Abgabe dieser Hunde fällt meist mit ihrer Pubertät zusammen, denn dann können auch Hunde ziemlich widerborstig sein. Bei erwachsenen Tieren, beispielsweise Hunden aus dem Auslandstierschutz, kommt innerhalb von etwa drei Monaten das Erwachen. Denn der Hund offenbart sich in seinem Charakter erst dann wenn er sich eingelebt hat. Das menschliche Konzept der „Dankbarkeit“ kennen Hunde nicht. Es gibt keinen Hund der aus Dankbarkeit brav wäre. Ohne Erziehung und Konsequenz geht gar nichts.

Besonders Welpen brauchen Erfahrung

Bei Welpen muss man bedenken

Corona macht Kontakte schwierig und weniger Kontakte unter Menschen heißt auch wenig bis keine Kontakte unter Hunden. Gerade die Begegnungen mit Artgenossen sind für einen Welpen aber wichtig, denn zwischen der 8. Und 16. Lebenswoche sind sie fast ein Muss. In dieser Zeit lernt der Baby-Vierbeiner gutes (Hunde)Benehmen. Er lernt in spielerischen Raufereien sich einerseits zu wehren, andererseits auch zurückzustecken. So entwickelt sich die Beißhemmung, die nicht angeboren ist, sondern bis zur 18. Lebenswoche erlernt werden sollte. Der Zweibeiner kann diese natürliche Art der Erziehung nicht ersetzen. Der Hund braucht also Kontakt mit anderen Welpen und später auch mit fremden Hunden. Diese Phase der Sozialisierung ist wichtig. Dazu kommt, Welpen sind zwar putzig aber sie können anstrengend sein. Es ist gar nicht so einfach 24/7 auf die Bedürfnisse eines kleinen Hundes einzugehen. Sicher ist dagegen, jeden Fehler den man in dieser Zeit macht, badet man ein Hundeleben lang aus.

Für den Hund ist sein Mensch die Welt

Die Corona Hundeschwemme spült eine neue Art von Hundehalter in die Hundewelt

Wer einen Hund als Seelentröster gegen die Einsamkeit aufnimmt, der hat nicht gerade das beste Motiv. Es ist ein egoistischer Akt, ein anderes Lebewesen zwecks Kompensation anzuschaffen. Menschen die einen solchen Akt dann auch noch mit „Mitleid“ rechtfertigen und glauben ein dankbares Tier gerettet zu haben sind Kandidaten für eine Abgabe des Hundes wenn es schwierig wird. Und – es wird ganz sicher schwierig, denn wenn mangelnde Erfahrung mit falschen Vorstellungen zusammen kommt, dann sind Probleme vorprogrammiert. Wenn der Hund auch noch billig sein soll, kann das den Weg ins Desaster bedeuten. Sehr oft benehmen sich die neuen Hundehalter auch gegenüber ihrer Umwelt nicht gerade nett. Viele von ihnen werden von dieser als verantwortungslos und rücksichtlos wahrgenommen. Ein nicht funktionierender Hund, eine grantige Umwelt und enttäusche Erwartungen ebnen den Weg in die Abgabe des Hundes.

Die Motive der Anschaffung eines Hundes sind wichtig

Die Corona Hundeschwemme ist für Hunde ein Desaster

Für den besten Freund des Menschen ist die Corona Pandemie durchaus eine Katastrophe. Hunde können zwar nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen SARS-CoV2 nicht bekommen und sie fürchten sich auch nicht davor – aber. Das Aber kann für Hunde traumatisch sein. Oft landen kranke und viel zu junge Hunde bei unerfahrenen Besitzern. Häufig können die Hunde, die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllen. Da Vierbeiner allerdings empathische Lebewesen sind, spüren sie den Frust und die Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt. Ganz schlimm wird es für sie dann, wenn sie abgegeben werden, denn kein Hund versteht, warum er plötzlich im Zwinger eines Tierheimes sitzt. Die seelischen Narben, die ein unüberlegt angeschaffter und dann abgeschobener Hund davonträgt, die heilen nie. Selbst wenn die Vierbeiner Glück haben und via Tierschutz auf einen geeigneten Menschen treffen, das Trauma der Zeit davor ist ein Rucksack fürs Leben.

Eine Hundeseele kann leicht verletzt werden

Schaffen Sie sich nur dann einen Hund an wenn Sie ein Hundeleben wirklich wollen

Die Verantwortung für einen Vierbeiner ist groß und ein Hundeleben kann sich lang anfühlen, wenn die Beziehung nicht stimmt. Hinterfragen Sie ihre Motive warum Sie einen Hund wollen, fragen sie sich selbst ob Sie ihr Leben tatsächlich auf einen Hund ausrichten möchten. Denn Hunde laufen nicht so einfach nebenher mit. Schon gar nicht in der Stadt. Sie sind die Welt für ihren Hund, die einzige Chance die er hat um ein glückliches Leben zu führen. „Ich probier mal“ – das ist keine Option. Jedenfalls nicht für den Hund, denn wenn der Versuch schief geht, dann wird ihr Hund leiden. Egal wie und wo Sie ihn abschieben, er wird ein Leben lang nicht verstehen warum. Und wenn sie meinen ihr Hund ist eine „Krätze“, dann nehmen Se sich an der Nase, denn er hat es von Ihnen – Sie haben ihn genau so erzogen, wie er ist.

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