In Oberösterreich wird noch immer darüber diskutiert, wie das neue Hundegesetz aussehen könnte. Anlass war ein Unfall im 2019 mit Hund. Ein „Pitbull-Mischling“ eines 21-Jährigen hatte bei einem Besuch in Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) einen zwölfjährigen Jungen angegriffen und schwer verletzt. Es war bereits die zweite Bissattacke dieses Hundes. Das Tier wurde nach einem Bescheid des Bürgermeisters aus dem Heimatort des Hundebesitzers eingeschläfert.

Was ist ein „Pitbull-Mischling“?

Wenn man es genau nimmt, eine „Tautologie“. Der Pitbull ist keine von der FCI anerkannte Rasse, das macht ihn per se zu einem „Mischling“. Der APBT (American Pit Bull Terrier) ist vom europäischen Zuchtverband (FCI) und damit auch vom deutschen VDH und österreichischen ÖKV nicht als Rasse anerkannt. Anerkannt ist er in den USA. Dort wird unter der ADBA (American Dog Breeders Association) und dem UKC (United Kennel Club) der Pitbull als Rasse gezüchtet. In Österreich kann man dagegen davon ausgehen, dass ein „Pitbull“ ein von Vermehrern produzierter Mischling ist, der dem Typ Pitbull entspricht. Der Täter in Oberösterreich war also ein, vermutlich schlecht sozialisierter, Mischling vom Vermehrer.

Rasseliste war angedacht

Angedacht war, den Zugang zu bestimmten Hunderassen in Form eines Hundeführerscheins zu erschweren. Zusätzlich wollte man die Strafen bei Verstößen gegen das Hundehaltegesetz deutlich erhöhen. Die im öffentlichen Raum bereits bestehende Leinen- bzw. Maulkorbpflicht verstärkt kontrollieren und exekutieren. Stelzer und Klinger planten das neue Hundehaltegesetz so rasch wie möglich im Landtag zum Beschluss vorzulegen. Das ist bisher nicht passiert. Der ÖHV (Österreichische Hundehalterverband) kritisierte damals die Einführung einer Rasseliste heftigst.

„Rasseliste wird keinen einzigen Unfall verhindern können“ – Man habe nichts gegen die Erhöhung der Strafen, denn die treffe die „schwarzen Schafe“, wird betont, auch einen Hundeführschein für alle Neu-Hundehalter sowie für auffällig gewordene Hunde könne man sich vorstellen. Zudem sei ein Gesetz gegen unkontrollierte Züchtung und Billigimporte nötig. Aber mit einer Rasseliste „wird man keinen einzigen Unfall verhindern können, denn einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Hund kann man nicht per Gesetz regeln“.

ÖHV (Österreichischer Hundehalterverband)

Experten und Politiker waren 2019 gegen Rasseliste

Hundetrainerin Inge Eberstaller aus Kirchschlag bei Linz zählte auf ORF.at einige Kritikpunkte auf. Die größte Schwachstelle sah sie in der Beurteilung einer Rasse: „Weil es gibt so viele Mischrassen und es nennt schnell einer den Hund bei der Gemeinde anders. Die Angestellten dort können das kaum überprüfen. Und wenn ich jetzt eine Rasse verurteile, dann schmeiße ich 80 Prozent von der Rasse ins Negative und das wollen wir alle nicht.“ Eberstaller hat vermutlich recht, denn in Niederösterreich, wo für Listenhunde eine höhere Hundesteuer verlangt wird, gibt es überraschend viele „Labrador-Boxer-Mixe“. Eine Umgehung des Gesetzes wäre leicht, in Oberösterreich beißen sowieso die Mischlinge am häufigsten zu. Richtiger Umgang mit Leine und Maulkorb sei laut Eberstaller die bessere Prävention.

Auch der zuständige Landesrat Wolfgang Klinger von der FPÖ hielt nichts von einer Rasseliste. In einem ORF-Interview sagte er: „Ich bin komplett gegen Anlassgesetzgebungen. Die Auslegung des Gesetzes hätte das auch jetzt mit Maulkorb- und Leinenpflicht ergeben, dass das nicht passieren hätte dürfen. Da sind wir wieder bei den Verwaltungsbehörden und bei der Polizei, die dieses Gesetz auch auszuführen haben.“ Der freiheitliche Sicherheitsstadtrat von Linz Michael Raml sah das ähnlich, er wollte 2019 eine „Verschärfung mit Hausverstand“

Das Gesetz ist noch in Arbeit – die Rasseliste wieder auf dem Tisch

Im Moment scheint sich das Gesetz zu verzögern, weil noch nicht klar ist, wie die Jagdhunde geregelt werden sollen. Was bisher klar ist – Hundehalter sollen mehr lernen. Die bereits bestehende Sachkunde soll nun vor der Anschaffung des Hundes absolviert und inhaltlich verbessert werden. Jedes Jahr gäbe es bei 78.000 gemeldeten Hunden etwa 200 angezeigte Hundebisse, Mischlinge seien die Hauptverursacher. Klinger hat sich mittlerweile für eine Rasseliste erwärmt. Auf ORF.at sagt er: „Diese Rassenliste wird aber evaluiert werden – in zirka eineinhalb Jahren – wenn sich keine Verbesserungen daraus ergeben, dann wird diese Rassenliste wahrscheinlich überarbeitet.“

Klinger geht damit den Weg den auch Wien vor 10 Jahren ging. Eine Rasseliste für „potentiell gefährliche Hunde“ in Verbindung mit einem Hundeführschein. Ein Blick nach Wien würde genügen um zu der Erkenntnis zu kommen, dass Rasselisten mehr Schaden anrichten als sie Nutzen haben.

Warum kein Hundeführschein für alle?

So etwas ist verwaltungstechnisch aufwändig, relativ teuer und stößt bei Hundehaltern auf wenig Gegenliebe. Man weiß zwar, dass nur Aufklärung und Erziehung in Verbindung mit einer guten Exekutive echte Sicherheit bringt aber es ist eine unpopuläre Wahrheit und eben nicht billig. Rasselisten sind populistisch funktionell und sie kosten nicht viel. Daher greifen Politiker gerne zu diesem Mittel, wenn sie Hundehalter zur Räson bringen wollen.

Was ist denn der Nachteil einer Rasseliste?

Die schwarzen Schafe unter den Hundehaltern sind meist sehr kreativ, wenn es darum geht ihren Hund anzumelden. Wenn Oberösterreich eine Rasseliste einführt, dann wird es einen sprunghaften Anstieg von Boxer-und Labradormischlingen geben oder eben gar keine Anmeldung des Hundes. Illegal gehaltene Hunde sind grundsätzlich problematischer. Nicht weil sie öfter beißen, eher weil ihre Besitzer dazu tendieren, sich auch bei einem Unfall aus der Verantwortung zu stehlen. Dazu kommt die Angst vor der Diskriminierung. Auf einer Liste zu stehen kommt einer Vorverurteilung gleich. Das wirkt sich nicht nur im Alltag aus, es hat auch juristische Konsequenzen. Als Listenhund „Recht“ zu bekommen ist schwer.

Eine gut durchdachte Sachkunde wäre besser

Oberösterreich hat bereits die Sachkunde, die jeder Hundehalter absolvieren muss. Darauf aufbauend könnte das Land eine erweiterte Sachkunde in zwei Stufen anbieten. Ein Teil muss bereits vor der Anschaffung des Hundes absolviert werden, der zweite Teil mit etwas Praxis und erweiterter Theorie könnte nach der Anschaffung des Hundes abgelegt werden. Man würde sich die Probleme die eine Rasseliste mit sich bringt sparen und hätte besser ausgebildete Hundehalter. Für den Hund vom Jäger würde man auch eine Lösung finden, wenn man will …

Das am Bild ist ein Pitbullmix

Dieses Bild gibt vielleicht eine Idee, wie schwierig es für die Behörden werden wird, wenn es um die Anmedlung von Mischlingshunden geht.

Foto: Foto von Brett Sayles von Pexels

Text: dogNEWSdieSEITE

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