Jeder kennt das Problem: Ein distanzloser Hund klebt plötzlich am Hundehintern des eigenen angeleinten Vierbeiners und der reagiert verständlicherweise sauer. Irgendwann erscheint ein Mensch auf der Bildfläche und fragt ob der arme Leinensträfling denn ein „böser Hund“ sei, während sein Hund, der ja „lieb ist“, jenen an der Leine fleißig weiterbedrängt. Das sind Momente im Leben eines Hundehalters, die keiner braucht. Jedenfalls nicht der mit dem Hund an der Leine. Distanzlose Hunde sind in Wahrheit soziale Krüppel, denn sie haben – warum auch immer – nie gelernt, dass auch in der Hundewelt Höflichkeit geschätzt wird. Würde man es den Hunden erlauben sich „die Sache“ selber auszumachen, dann würden distanzlose Hunde schnell lernen, dass dumme Entscheidungen gelegentlich auch Konsequenzen haben.

Hund und Mensch sind auch alleine glücklich

Es ist eigentlich ein Menschenproblem

In einer regulierten Gesellschaft mit relativ strengen Gesetzen für Hundehalter ist kein Platz für „die machen sich das schon aus“, denn die Konsequenz davon kann durchaus ein Loch im Pelz sein. Unter Hunden ist es völlig normal, dass ein Hund den anderen maßregelt, wenn der sich danebenbenimmt. Unter Hundehaltern führt das allerdings bis vor den Richter, denn ein Loch im Pelz ist meist auch ein Loch im Ego des Besitzers eines gelöcherten Hundes. Die Vorstellung, dass sich alle Hunde lieb haben und nur darauf warten einen anderen Hund zu begrüßen ist eine menschliche. Die Fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft und die Vermenschlichung des Hundes ist einer der Gründe warum es distanzlose Hunde überhaupt gibt.

Hunde an der Leine haben keinen großen Aktionsradius

Leinenbegegnungen sind keineswegs der Wunschtraum aller Hunde

Bei angeleinten Hunden sind distanzlose Hunde ein besonders großes Problem. Wer sich einen Feind fürs Leben schaffen will, der lässt seinen Hund zu einem angeleinten Hund hinlaufen. Kaum ein Hundehalter schätzt es, wenn ein fremder Hund den eigenen bedrängt und er dann mittendrinnen statt nur dabei ist. Besonders „fein“ ist es, so dann kein erkennbar zum Hund gehöriger, Hundehalter am Horizont ist. Denn den eigenen Hund führen ist eine Sache, einen fremden Hund zu kontrollieren aber eine ganz andere. Das mag erklären warum Menschen, die gerade eine solche Begegnung so irgendwie hinter sich gebracht haben, wenig freundlich sind.

Wenn ein Hund angeleint ist, dann sollte man das respektieren

Wie kann man eigentlich so wahnsinnig sein?

Das ist eher eine philosophische Frage, denn es gibt eigentlich keine schlüssige Erklärung warum ein Hundehalter seinen Hund zu einem anderen – angeleinten – Hund hinlassen sollte. Die meisten Menschen, die so etwas tun, die tun es weil sie ihren Hund nicht abrufen können oder weil ihre Nase im Mobiltelefon steckt. Manchen ist es auch ganz einfach egal. Hundehalter die so agieren sind fast immer respektlose Menschen und daher ist es kein Wunder, dass ihre Vierbeiner distanzlose Hunde geworden sind. Der älteste Freund des Menschen orientiert sich meist an Herrchen oder Frauchen.

Dummheit ist auch eine natürliche Begabung

Wilhelm Busch

Es ist sehr unfair dem angeleinten Hund gegenüber

Den schwarzen Peter hat der angeleinte Hund. Nicht nur, dass er – wie 99% seiner Artgenossen auch – keine distanzlosen Hunde mag und sich eigentlich gegen den fremden Vierbeiner „wehren“ will, er bekommt auch eine Ladung unguter Gefühle ab. Hunde sind sehr sensible, empathische Wesen, sie spüren wenn ihr Zweibeiner auf 180 hochfährt. Die unsicheren Hunde beziehen das entweder auf sich oder sie glauben, dass der heranstürmende Hund eine Gefahr ist – sonst würde sich Herrchen oder Frauchen ja nicht so aufregen – oder? Und – die wenigsten Hundehalter bleiben „cool“ in solchen Situationen. Der tolle gemeinsame Spaziergang ist dann im Eimer, denn es dauert bis sich die Stresshormone wieder abbauen.

Die meisten Flächen sind „shared tracks“

Fahrlässig ist es übrigens auch

Wenn die Begegnung mit einem distanzlosen Hund nicht gerade in der Pampa stattfindet, dann sind oft auch andere dadurch betroffen. Das können Spaziergänger, Läufer, Radfahrer oder Kinder sein. Eine Situation zwischen zwei Hunden kann plötzlich zu einem Vorfall mit mehreren Beteiligten eskalieren. Der Gesetzgeber hat den Hundehaltern keinen Gefallen damit getan, indem er vorschreibt, dass ein Hund „immer und überall kontrollierbar sein muss“, denn das bedeutet bei solchen Begegnungen – auch der angeleinte Hund, beziehungsweise sein Zweibeiner – bekommt eine Teilschuld aufgebrummt. Das ermutigt die Besitzer distanzloser Hunde geradezu. Denn wer hat noch nicht den Satz gehört: „Na wenn Ihrer bissig ist muss er eben einen Maulkorb tragen“. Es gibt Zeitgenossen, die denken tatsächlich ihr Hund hätte jede Freiheit aber andere Hunde bräuchten keine.

Hunde lernen immer

Distanzlose Hunde können die Erziehung ziemlich versauen

Da distanzlose Hunde fast immer ein fettes Minus am Beziehungskonto haben, muss man über deren Erziehung nicht sprechen, sie haben keine. Bei den angeleinten Hunden sieht das oft anders aus. Hundehalter, die dazu tendieren ihren Hund lieber einmal mehr anzuleinen oder abzurufen, investieren fast immer auch viel Zeit in die Erziehung ihres Hundes. Wenn dieser Vierbeiner nun regelmäßig an der Leine bedrängt wird, dann leidet sein Verhalten darunter. Distanzlose Hunde können viel Erziehungsarbeit vernichten. Hunde lernen 365/7/24 auch negative Erfahrungen gehören zum Lernprozess dazu. Die Erfahrung an der Leine von distanzlosen Hunden bedrängt zu werden gehört zu den negativen Erfahrungen. Aus dieser Zitrone kann man keine Limonade machen.

Nicht aus jeder Zitrone kann man Limonade machen

Distanzlose Hunde im Freilauf sind auch ungut aber weniger problematisch

Auf Hundewiesen, wenn sich alle Hunde im Freilauf befinden schätzen die meisten Vierbeiner zwar distanzlose Hunde auch nicht aber sie können zumindest ihr gesamtes hundesprachliches Repertoire ausschöpfen. Sie haben Raum genug um auszuweichen. Hier kann für einen distanzlosen Hund vielleicht sogar ein Lernprozess einsetzen, denn er wird merken, dass sein Verhalten nicht besonders gut ankommt.

Vermöchten wir alle nur für einen Tag höflich zu sein, die Feindschaft unter den Menschen würde sich in Liebe wandeln

China

Besser ist es einen höflichen Hund zu haben

Wer seinem Hund einen Gefallen tun will – und auch sich selbst – hilft dem Vierbeiner ein höflicher Hund zu werden, Das beginnt schon beim Welpen, ist besonders wichtig beim pubertierenden Junghund und sollte ein Leben lang weiter verfestigt werden. Höfliche Hunde haben es leichter im Leben. Sie begegnen weniger negativen Gefühlen, sie spüren seltener Ablehnung. Hunde sind sensibel und sie wollen gemocht werden. Man sollte ihnen das ermöglichen indem man ihnen hilft höflich durch das Leben zu gehen. Denn die Wahrheit ist ganz simpel – ein distanzloser Hund ist ein Sch***Köter in den Augen seiner Umwelt.

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