Operation Hercules ist für Charlotte Maxwell-Jones, die Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation Kabul Small Animal Rescue in Afghanistan und ihre Mitarbeiter sowie für die von KSAR geretteten Tiere das Ticket in die Freiheit. Das Flugzeug ist bezahlt aber das Problem der Landeerlaubnis und der Genehmigung zum Abflug sowie die Landeerlaubnis am Zielflughafen ist noch in Arbeit. Die Deadline ist der 31.August 2021, denn dann übernehmen die Taliban den Flughafen. Es ist also kein Wunder, dass Charlotte verzweifelt ist. Die Taliban haben sie bereits aufgefordert, Kabul ohne ihre afghanischen Mitarbeiter zu verlassen, doch die Leiterin von KSAR will die vierzig Menschen sowie deren Angehörige nicht zurücklassen. Bis Dienstag muss eine Lösung gefunden werden. Heute Abend, am 29.8.2021 landet ein Flugzeug in Kabul um „Operation Hercules“ durchzuführen. Das ist für Charlotte Maxwell-Jones und Anhang vielleicht die letzte Chance Kabul sicher zu verlassen.

Foto: KSAR

250 Tiere und 40+ Menschen

Die Amerikanerin Charlotte Maxwell-Jones betreibt eine Tierklinik mit angeschlossenem Tierheim in Kabul. Ziel ihres 2018 gegründeten Vereines war es, amerikanische Soldaten mit ihren vierbeinigen Freunden aus Afghanistan wieder zu vereinen. Denn viele Soldaten haben im Zuge ihres Afghanistan-Einsatzes tiefe Freundschaften mit Hunden, manchmal auch mit Katzen, geschlossen. Sie will Afghanistan nicht ohne „Ihre“ Zwei-und Vierbeiner verlassen. Dabei geht es um etwa 250 Vierbeiner und 125 Zweibeiner, denn ihre 40 Angestellten haben auch Familie. Die Vierbeiner würden die Taliban ziehen lassen, die Zweibeiner dagegen nicht. Charlotte hat nun bis zum 31.August Zeit eine Lösung zu finden. Das Geld für den Flug hat sie in der Tasche, denn etwa 700.000 USD sind an Spenden für Operation Hercules eingegangen. Aber ohne der Kooperation des US-Militär und der Taliban nützt ihr das Geld wenig.

Foto: KSAR

Das Problem ist ein Drittland zu finden, das eine Landeerlaubnis erteilt

Die größte Hürde ist ein Drittland zu finden, das einem Flugzeug voller Tiere eine Landeerlaubnis erteilt. Das ist notwendig, denn die Angestellten von Charlotte fallen unter die Bestimmungen des Special Immigrant Visa-Programm. Dieses soll Afghanen, die bei der US-Regierung angestellt waren oder im Auftrag der US-Regierung gearbeitet haben, einen Weg in die Vereinigten Staaten bieten. In der Regel werden SIV-Antragsteller allerdings nicht direkt aus Afghanistan in die USA evakuiert. Das Team von Charlotte hat P1 Visa. Solche Visa sind eigentlich für international anerkannte Athleten und Künstler gedacht. Auch sie müssen in einem Drittland überprüft werden. Aktuell werden Flüge aus Kabul mit der Destination USA durch Länder wie Katar und Kuwait geflogen, wo die Passagiere dann abfertigt werden. Auf die Frage ob ihr Mensch oder Tier wichtiger sei antwortet Charlotte:

„I realize that it’s not everybody else’s passion, but these are private donations, I think that their lives matter, and I have put blood, sweat and tears into this organization that’s specifically for saving animals. And I don’t intend to stop now.“

Charlotte Maxwell-Jones

Wer ist eigentlich Charlotte Maxwell-Jones?

Sie ist eine alte Häsin, wenn es um Afghanistan geht, denn Dr. Maxwell-Jones arbeitet seit 2010 in Afghanistan. Sie promovierte 2015 an der Universität von Michigan in Klassischer Kunst und Archäologie. Charlotte hat in Kabul mit lokalen und internationalen Organisationen zusammen gearbeitet. Zum Beispiel für die Heart of Asia Society betrieb sie Feldforschung und erstellte integrative Studien. 2018 gründet die Archäologin schließlich KSAR, Kabul Small Animal Rescue. Das ist eine Tierklinik in Kabul mit angeschlossenem Tierheim. Ziel ihres Vereins ist es, Afghanistan Veteranen wieder mit ihren vierbeinigen Freunden zu vereinen. Aktuell hat sie viele Hunde gerettet, die von Ausländern im Zuge des Exodus zurückgelassen wurden, darunter nicht wenige von privaten Sicherheitsfirmen.

Foto: KSAR

Man darf auf die Menschen nicht vergessen

Das tun diese Vereine auch nicht, denn Operation Hercules ist eine Rettungsaktion für Mensch und Tier. Weder NOWZAD von Pen Farthing, noch KSAR von Charlotte Maxwell-Jones vergessen auf die Menschen. Beide haben mit ihren Projekten Arbeitsplätze geschaffen und beide haben Menschen vor Ort ausgebildet. Man wirft Pen Farthing mittlerweile vor, er hätte seine Mitarbeiter „im Stich gelassen“ – dieser Vorwurf geht ins Leere, denn der Ex -Marine hatte aufgrund der Gegebenheiten keine Chance, sein Team außer Landes zu bringen. Charlotte kämpft noch dafür, dass ihre Mitarbeiter ausreisen dürfen. Würde sie nur die Tiere ausfliegen, sie wäre bereits in der Luft, denn die Taliban haben sie aufgefordert zu gehen und die Tiere haben alle Reisepapiere und eine Chartermaschine ist bezahlt. Der Umstand warum Maxwell-Jones noch in Kabul festsitzt ist, dass sie ihr Team mit auf die Reise nehmen will und das scheitert aktuell an zwei Dingen – den Taliban und der amerikanischen Bürokratie.

LINK zum Video IM BILD

Besuch der Taliban

Charlotte Maxwell-Jones beschreibt in einem Video, dass sie Besuch von den Taliban hatte. Diese haben sie aufgefordert zu gehen. Sie bat um mehr Zeit, seither hat sie bewaffnete Talibankämpfer zu Gast. Sie wird, beim Einsammeln zurückgelassener Tiere, nun von einer bewaffneten Eskorte begleitet. Diese Eskorte wird sie auch zum Flughafen bringen, wenn logistisch alles geklärt ist. Pen Farthing hat dafür den Begriff „Taliban-Taxi“ geprägt. Die Sicherheitslage in Kabul ist schlecht. Jeder Tag mehr in der afghanischen Hauptstadt ist ein Risiko für Maxwell-Jones und die Tiere.

Die aktuelle Entwicklung – es gibt eine Maschine mit Landeerlaubnis

Alle guten Dinge sind Drei. Dieses Sprichwort sollte sich positiv realisieren, denn Kabul Small Animal Rescue hat aktuell eine Maschine mit Landeerlaubnis. Die Operation Hercules könnte heute Abend zum Erfolg werden. Das erste Flugzeug kam nicht, das zweite war kaputt und Nummer Drei landet heute Abend, den 29.August 2021, in Kabul. Diese Maschine ist vermutlich die letzte Chance um die afghanische Hauptstadt zu verlassen.

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