Pen Farthing ist der Gründer von NOWZAD, das ist ein gemeinnütziger Verein, der Hunde mit Afghanistan-Veteranen vereint. Paul „Pen“ Farthing hat 2006 selbst in Afghanistan gekämpft. Der heutige Ex-Marine war damals Teil des 42.Kommando der britischen Royal Marines. In der Stadt Nawzad, in der Provinz Helmand, begegnet er zwei Hunden, die gerade einen Kampf austragen. Er trennt die beiden und einer der Hunde folgt ihm. Sechs Monate bleiben die beiden in Afghanistan zusammen, als Farthing seinen Einsatz in Afghanistan beendet, nimmt er den Hund nach Großbritannien mit. Dieses Erlebnis inspiriert ihn den gemeinnützigen Verein NOWZAD zu gründen. Jetzt sitzt Paul „Pen“ Farthing in Afghanistan fest und kämpft darum, dass seine afghanischen Mitarbeiter und seine Tiere mit ihm Kabul verlassen können.
Aktuell sitzt Paul „Pen“ Farthing am Flughafen in Kabul fest
Der ehemalige Soldat hatte in Afghanistan mehrere Tierheime aufgebaut, auch eines in Kabul. Dort sitzt er aktuell fest. Er will nun mitsamt seinen knapp 70 Mitarbeitern und den Tieren nach Großbritannien ausfliegen. Nachdem Verteidigungsminister Ben Wallace das Ansinnen zunächst abgelehnt hatte, gab er am Mittwoch schließlich nach. Farthing hatte inzwischen eine Social-Media-Kampagne gestartet und mithilfe von Unterstützern in der Heimat für seine „Operation Ark“ (Operation Arche) ein Flugzeug gechartert. Er bot auch an, darin weitere Menschen mitzunehmen. Die Tiere sollen im Frachtraum reisen. Die Lage ist nicht einfach, für die Menschen nicht und für die Tiere auch nicht. Den von der IS verübten Anschlag am Flughafen von Kabul haben Farthing und sein Team übrigens unbeschadet überstanden.
„Operation Ark“ hat nicht nur Befürworter
Der britische Verteidigungsminister Wallace hatte noch am Dienstag, den 24.August gesagt, er werde nicht die Tiere Menschen vorziehen, die sich in echter Gefahr befänden. Nachdem Ben Wallace das Ansinnen zunächst abgelehnt hatte, gab er am Mittwoch schließlich nach. „Wenn er mit seinen Tieren kommt, werden wir einen Slot für sein Flugzeug suchen“, schrieb Wallace auf Twitter. Umstritten war zunächst auch, ob die afghanischen Mitarbeiter des Tierheims für eine Evakuierung infrage kommen. Doch auch hier hatte die Regierung in London eingelenkt. Woher der Sinneswandel bei Wallace kam, blieb zunächst unklar. Spekuliert wurde, die als besonders tierlieb bekannte Frau des Premierministers, Carrie Johnson, könne sich eingeschaltet haben. Regierungschef Boris Johnson wies jegliche Beteiligung von seiner Seite jedoch zurück. Er habe absolut keinen Einfluss auf einzelne Fälle, sagte Johnson am Donnerstag zu Journalisten.
Paul „Pen“ Farthing macht gute Öffentlichkeitsarbeit für seine Sache
Pen Farthing nützt die Sozialen Medien um seiner Sache die größtmögliche Öffentlichkeit zu verleihen. Er spricht auf Twitter den Pressesprecher der Taliban, Suhail Shaheen, direkt an. Er zwingt den britischen Verteidigungsminister, Ben Wallace, in eine öffentliche Diskussion und sorgt dafür, dass Carrie und Boris Johnson von seiner Operation Ark erfahren. Als er am Flughafen stecken bleibt, wendet er sich direkt an Joe Biden, den Präsidenten der USA. Auf der Plattform Facebook fiebern mittlerweile mehre Hunderttausende User mit Paul „Pen“ Farthing und seinem Team mit und drücken die Daumen, dass er es schafft, seine Zwei-und Vierbeiner sicher auszufliegen. Das erzeugt einen öffentlichen Druck auf alle Beteiligten, einen Druck der Operation Ark zum Erfolg verhelfen könnte.
Wer ist eigentlich Paul „Pen“ Farthing?
Der Mann, der um seine Tiere kämpft, ist ein 52jähriger Ex-Marine. Pen Farthing war 2006 in der berüchtigten Provinz Helmand im Einsatz. Nach seinem aktiven Kampfeinsatz in Afghanistan gründete er 2007 NOWZAD. Der US-Sender CNN kürt den ehemaligen Feldwebel 2014 zum Helden des Jahres. Die Arbeit seiner Organisation kann sich ebenfalls sehen lassen: Insgesamt hat NOWZAD in den letzten 15 Jahren mehr als 1.600 Soldat:innen mit Vierbeinern vereint und dabei auch einen großen Beitrag zur sozialen Lage in Afghanistan geleistet. NOWZAD baute die erste Tierrettungsklink Afghanistans auf und bildete dort immerhin die ersten voll qualifizierten Tierärztinnen des Landes aus.
Pen Farthing scheint ein Mann zu sein, der an das Unmögliche glaubt um das Mögliche möglich zu machen. 2014 schrieb er das Buch „Wylie: The Brave Street Dog Who Never Gave Up“. Dazu muss man wissen, dass Wylie ein afghanischer Straßenhund war, der bei den Scruffts 2014 zum Hund des Jahres ernannt wurde. Das Leben von Wylie und Paul „Pen“ Farthing scheint gewisse Parallelen zu haben.
Wo liegt eigentlich Helmand wo alles begann?
Helmand ist eine Landschaft aus Wüste und Flusstaloase. Opiumanbau spielt hier eine große Rolle. Es ist Paschtunenland. Die Provinz war früher ein Teil des persischen Sistan, 1940 wird sie Teil der afghanischen Provinz Kandahar und seit 1958 ist sie eigenständig. 1964 bekam sie ihren heutigen Namen – Helmand, benannt nach dem Hilmend Rud, dem längsten Fluss Afghanistans. Die Geschichte dieses Landes ist seit Tausenden von Jahren von Krieg geprägt. Alexander der Große, der indische Kaiser Ashoka und ab dem 7.Jahrhundert muslimische Araber sowie Dschingis Khan haben hier gekämpft. Auch das 21.Jahrhundert war für Helmand eine blutige Zeit. Nach dem Sturz der Taliban 2001 wurde die Provinz eine der Hochburgen des Widerstandes gegen die Regierung Karzai und die NATO Truppen.
Im März 2007 fand hier die Operation Achilles statt, die Vertreibung der Taliban kostete einen hohen Blutzoll. Nur zwei Jahre später, am 2.Juli 2009 starteten in Helmand mehr als 4.000 US-Soldaten und 650 afghanische Soldaten die Operation Khanjar, die bis heute größte Militäraktion seit dem Einmarsch in Afghanistan 2002. Ein Jahr später fand schließlich mit der Operation Muschtarak die größte Offensive des Afghanistankrieges gegen die Taliban statt. Das auf 1.221 Metern Seehöhe gelegene Nawzad (Nowzad) war von 2006 bis 2014 Schauplatz der „Schlacht um Nawzad„. Hier ist Paul „Pen“ Farthing seinem Hund begegnet.
