Augenvorfall bei Hunden – das kann tatsächlich passieren

Tierarzt Achim Gruber hat in der Talkshow „3nach9“ Publikum inklusive Moderatoren schockiert. Er thematisierte, dass beim Mops sehr leicht die Augen herausfallen können. Achim Gruber spricht damit die Überzüchtung und die damit verbundenen Erkrankungen an. Prof. Dr. Achim Gruber ist Spezialist für Veterinär-Pathologie und er hat ein Buch geschrieben: „Das Kuscheltier Drama – Ein Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere“. Zum Thema Mops sag er in der Talkshow:

Doch das größte Problem haben die Möpse mit den Augen. Mir ist ein Fall bekannt, bei dem ein Mops vom Sofa gesprungen ist und dabei ein Auge verloren hat. Diese Augen wieder anzunähen ist äußerst schwierig und die Hunde bleiben meist blind. Möpsen fallen die Augen auch heraus, wenn man ihnen in den Nacken greift. Stellen Sie sich das mal vor, sie greifen dem Tier in den Nacken, um über die Straße zu gehen und dann fallen dem Tier die Augen aus

Achim Gruber „3nach9“

Was er anspricht ist ein zuchtbedingtes Problem. Möpse sollen dem Kindchenschema entsprechen, die großen „Knopfaugen“ sind gewünscht. Die Augen erscheinen deswegen so groß, weil die Lider zu lang sind, sie schützen den Augapfel nur unzureichend. Viele Möpse können ihre Lider nie komplett schließen. Zusätzlich stehen die Augäpfel, aufgrund der sehr flachen Augenhöhle, die dem Auge wenig Schutz bietet, viel weiter vor, als das bei langnasigen Hunden der Fall ist.

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Was ist ein „Augenvorfall“ eigentlich?

Augenvorfall bedeutet, der Augapfel tritt aus der Augenhöhle, das kann bis zur Erblindung führen. Das Auge ist ein extrem sensibles Sinnesorgan. Der Hund muss so schnell wie möglich zum Tierarzt. Es gibt Rassen die für einen sogenannten „Prolapsus oculi“ oder „Ophthalmoptosis“ prädestiniert sind. Das sind alle auf Brachycephalie (Kurzköpfigkeit/Rundköpfigkeit) gezüchteten Hunderassen. Dazu gehören, allen voran der Mops und die Französische Bulldogge aber auch die Englische Bulldogge, sowie Pekinese, Chihuahua, Malteser, King-Charles-Spaniel und Yorkshire-Terrier können betroffen sein. Alle diese Hunderassen haben angezüchtete, weit hervorstehenden Augen – die für diesen Notfall besonders anfällig sind.

Der Großteil des Augapfels, der Sehnerv und die Augenmuskulatur liegen verborgen und geschützt in der Augenhöhle (Orbita) des Schädels. Bei kurzköpfigen (brachyzephalen) Hunderassen ist die Augenhöhle flach ausgebildet, so daß das Auge relativ weit aus der zu großen Lidspalte hervortritt (okulares Brachyzephalen-Syndrom). Die VetMED Wien schreibt dazu:

Bei Spreizen der Augenlider (spontaner Augapfelvorfall) oder Gewalteinwirkung im Schädel- und Augenbereich (traumatischer Augapfelvorfall) kann es dabei leicht dazu kommen, dass der Augapfel soweit vorfällt, dass er zwischen den Lidern eingeklemmt wird und von alleine nicht mehr in die ursprüngliche Lage gelangt (Prolapsus bulbi).

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Dadurch kommt es zur Austrocknung der Hornhaut und Zerrung des Sehnervs. Beim traumatischen Augapfelvorfall wird der Zustand durch Blutergüsse im Lid-, Bindehaut- und Orbitabereich verschlimmert. Liegt der Augapfel zur Gänze vor der Lidspalte ist zumeist auch der Sehnerv abgerissen (blindes Auge).

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Kann der Hundehalter dagegen etwas tun?

Es gibt Möglichkeiten dem Mops sein Leben leichter zu machen aber das kostet Geld. Es gibt eine Operation, die prophylaktisch hilft. Sie ist ein Schutz vor spontanen und traumatischen Augapfelvorfällen bei kurzköpfigen Rassen. Die chirurgische Verkürzung der zu weiten Lidspalte, eine nasale Kanthusplastik plus der gezielten Entfernung der Haare, im Bereich des inneren Augenwinkels, die auf der Hornhaut reiben und diese schwer schädigen können, bringt einem Mops etwas mehr Lebensqualität.

Eine Studie zu den Mopsaugen und Wissen gibt es genug

Dr.Nell hat eine Studie veröffentlich, in dieser wird die Augenproblematik Brachycephaler Rassen angesprochen. Auch die sehr lesenswerte Seite von Rosemarie Zacharias, pug.at geht auf Studie und Problematik näher ein. Es ist nicht so, dass es darüber kein Wissen gibt, es ist eher so, dass Hundehalter in spe wenig darüber wissen wollen. Einer Studie zufolge, welche von 2001 bis 2012 durchgeführt wurde und 2014 von Frau Prof. Dr. Barbara Nell veröffentlicht wurde betrifft das Augenproblem 100% der Möpse. Auf der Seite pug.at ist dazu zu lesen:

Diese Studie ist höchst interessant und erschreckend zugleich, da nach diesem Untersuchungsprojekt alle in diesem Forschungsprogramm einbezogenen Möpse auf der Uni Wien ausnahmslos, also zu 100 %, Entropium und Makroblepharon (= eine zu große Lidspalte) aufweisen.

pug.at

Es gibt auch gute Mops Züchter

Es ist nicht so, dass es keine Mops Züchter gäbe, die versuchen, diese beliebte Rasse aus der Qualzucht herauszuführen. Die gibt es. Das Problem der Möpse ist allerdings, dass die Nachfrage höher ist als das Angebot von Hunden aus guter Zucht. Viele Möpse kommen von gewinnorientierten Züchtern oder Vermehrern. Letztere verstoßen bewusst gegen das österreichische Tierschutzgesetz, denn das definiert recht klar, was unter Qualzucht verstanden wird. Dazu schreibt pug.at

Wenn man bedenkt, dass lt. Österr. TSchG, Bundesgesetzblatt § 5, Abs. 2 mit Qualzuchtkriterien, wie vor allem Entropium , nicht gezüchtet werden darf, ist es erstaunlich, dass ich in Österreich diese Untersuchung beim Mops, die doch sehr einfach durchzuführen ist, trotz meiner vehementen diesbezüglichen Forderungen, bisher organisatorisch in den Zuchtbestimmungen u.a. missen muss, obwohl in Nachbarländern diese beim Mops schon längst Routine ist.

pug.at

HENRIETTE IST EIN TAPFERER HUNDDas Leben mit einem MopsVon Ina WingenderVor sechs Jahren habe ich mir meinen…

Gepostet von DOGnews – Die Seite am Montag, 20. Juli 2020

Bei Hundekontakten müssen Möpse sehr vorsichtig sein

Ein Mops ist, auch wenn er nicht so aussieht, ein zerbrechliches Wesen. Wildes spielen mit anderen Hunde kann schnell böse Folgen haben. Das mit den Augen ist kein Spaß, das passiert wirklich und gar nicht so selten. Dazu kommt, dass Möpsen auch die Mimik fehlt. Sie können nur schwer kommunizieren. Möpse sind zwar meist freundliche Gesellen aber fremde Hunde können einen Mops, aufgrund der fehlenden Mimik und der Schnaufgeräusche durchaus negativ einordnen. Möpse werden überdurchschnittlich oft gebissen.

Brachycephale Rassen müssen generell vorsichtig sein wenn sie toben. Das betrifft nicht nur den Mops sondern auch die anderen Vertreter dieser „Rundschädel-Hunde“. Eine Hundehalterin beschreibt auf ihrem Blog, wie es zur Erblindung ihres ShihTzu kam. Auf der Seite Hundefan.de erzählt sie ihre Geschichte, sie schreibt:

Wenn einem Hund das Auge rausfällt – Hätte ich das vor ein paar Jahren gelesen, so hätte ich sofort gedacht, der oder die Autorin spinnt. Heute weiß ich, dass das passieren kann. Unser kleiner, niedlicher Shih Tzu Miró ist blind; nicht etwa seit Geburt, sondern durch einen wirklich blöden Zufall: Er spielte vergnügt mit seiner gleichaltrigen Bearded-Collie-Freundin Bijou – ebenfalls Hund unserer Familie. Beide liebten das Tollen im Garten. Und da ist es dann wohl auch passiert….

hundefan.de

Der Standard-Mops ist eine Qualzucht

Das Tierschutzgesetz in Österreich und auch in Deutschland verbietet es zwar, Tieren Merkmale anzuzüchten, unter denen sie leiden; der Gesetzgeber hat es aber bislang versäumt, verbindliche Richtlinien darüber festzulegen, wie diese zu definieren sind. Aus diesem Grund herrscht ein massives Vollzugsdefizit und Qualzuchten sind noch immer weit verbreitet. In den Niederlanden hat man reagiert, dort wurden alle brachycephalen Rassen verboten, auch der Mops.

FCI REAGIERT AUF "MOPSVERBOT" IN DEN NIEDERLANDENIn den Niederlanden sollen "Qualzuchten" verboten werden. Diese Idee…

Gepostet von DOGnews – Die Seite am Sonntag, 31. Mai 2020

KURZNASEN SIND QUALZUCHTIn einer Studie aus Utrecht wird das Problem der kurznasigen Hunde sehr gut zusammengefasst….

Gepostet von DOGnews – Die Seite am Samstag, 29. Februar 2020

1 Kommentar zu „Wenn dem Mops die Augen herausfallen“

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