Die Frage wie und wie sehr sich Hunde an ihre Menschen binden ist spannend. Es gibt daher viele Studien die sich mit der Hund-Mensch-Bindung beschäftigen. Ungarische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Hund-Mensch-Bindung der Eltern-Kind-Bindung ähnlich ist und zwar auch auf neuronaler Ebene. Das Bindungsverhalten von Kindern ist gut erforscht, man weiß, dass es mit belohnungsählichen Vorgängen im Gehirn verknüpft ist. Was man bisher nicht wusste: Ob das bei Hunden auch so ist. Die vorliegende Studie bestätigt nun, dass bei Hunden vergleichbare Hirnprozesse stattfinden. Die Hirndaten der Vierbeiner wurden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie erfasst. Dabei wurde den Hunden die Stimme „ihres Menschen“ und einer Kontrollperson vorgespielt. Wenn die Hunde die Stimme ihrer Bezugsperson hörten, erhöhte sich die Aktivität in den belohnungssensiblen Hirnarealen. Die Stimme der Kontrollperson hatte diesen Effekt nicht.

LINK zur Studie IM BILD, Foto: Péter Göblyös (Pixabay)

Sprache, Klang und Bindung

Beim Menschen beeinflusst die soziale Beziehung zum Sprecher die neuronale Verarbeitung von Sprache. Ein gutes Beispiel dafür ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Die vorliegende Studie zeig nun, dass auch Familienhunde ein analoges Bindungsverhalten gegenüber ihrer Bezugsperson an den Tag legen. Mittels „Neuroimaging“, im Fall der Studie, Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), kann man das sichtbar machen. Sehr vereinfach, wenn der Hund die Stimme seines Menschen hört, dann tut sich etwas im Gehirn. Bestimmte Hirnregionen werden aktiviert. Das macht die fMRT sichtbar. Daher haben Anna Gábor, Attila Andics, Adam Miklosi, Kalman Czeibert, Cecília Carreiro und Márte Gácsi die Auswirkungen der sozialen Beziehung von Hunden zum Sprecher, auf die Sprachverarbeitung mittels einer Kombination von verhaltensbezogenen und nicht-invasiven fMRT-Daten untersucht.

Das Ergebnis der Studie

Die Wissenschaftler fanden eine positive Korrelation zwischen den verhaltensbezogenen Bindungswerten und der, mittels fMRT gemessenen, Zunahme der neuronalen Aktivität, die aufgrund der Stimulation durch die Stimme des Besitzers im „Caudatkern“ stattfand. Durch die Identifizierung von sozialen beziehungsabhängigen neuronalen Belohnungsreaktionen zeigt diese Studie Ähnlichkeiten in jenen neuronalen Mechanismen auf, die aufgrund der Bindung Mutter-Kind oder in diesem Fall, (Bezugs)Mensch-Hund moduliert werden. Die Hund-Mensch-Bindung hat eine große Ähnlichkeit zu der Mutter-Kind-Bindung.

Der Weg zu dieser Studie war lang – Lesestoff für alle die es genau wissen wollen

Die Hund-Mensch-Bindung war oft Gegenstand von Studien. Familienhunde entwickeln eine starke und exklusive Beziehung ihrer Bezugsperson (Topál and Gácsi, 2012). Ein Hinweis auf diese (beidseitig) enge Beziehung zwischen Hund und Hundehalter ist die Tatsache, dass viele Menschen ihre Hunde als „Familienmitglieder“ bezeichnen (Berryman et al., 1985). Objektive Messungen mit einer angepassten Version des Strange Situation Test (SST), der ursprünglich zur Beurteilung der Bindung zwischen Säugling und Mutter entwickelt wurde (Ainsworth and Wittig, 1969), zeigten starke funktionelle Ähnlichkeiten im Verhalten von Hunden (gegenüber ihren Besitzern) und menschlichen Säuglingen (gegenüber ihren Müttern) in vergleichbaren Kontexten. (Topál et al., 1998).

Eine Bindung gibt Sicherheit

Obwohl sich zwischen Hunden und verschiedenen Personen, denen sie begegnen, wie bei Säuglingen unterschiedliche Bindungen entwickeln können, ist eine Bindungsbeziehung eine spezifische Bindung, die auf der Abhängigkeit des angehängten Individuums von der Bindungsfigur und der sicherheitsgebenden Rolle der Bindungsfigur basiert. Tatsächlich kann die Beziehung zwischen Hund und Besitzer durch die beiden Hauptmerkmale von Bowlbys Bindungstheorie (Bowlby, 1988, 1958): beschrieben werden. Die Bindungsfigur (Besitzer) wird von Begleithunden sowohl als „sichere Basis“ bei der Erkundung in einer neuartigen Umgebung (Palmer and Custance, 2008) als auch als „sicherer Hafen“ im Gefahrenfall verwendet (Gácsi et al., 2013). Die soziale Beziehung von Hunden zu ihren Besitzern kann somit funktional analog zur Säugling-Mutter-Beziehung beim Menschen betrachtet werden (Topál et al., 1998; Topál and Gácsi, 2012).

Auge – Nase – Ohr oder sehen, riechen, hören – als Wege zur Bindung

Verhaltensstudien ergaben, dass Hunde ihre Besitzer nicht nur anhand visueller und olfaktorischer (geruchsbezogener) Hinweise (e.g. Polgár et al., 2015) sondern auch anhand von Stimmreizen identifizieren können (Adachi et al.2007) und (Gábor et al., 2019). Die Neurobildgebung von Hunden zeigte die Beteiligung einer sekundären Hörregion (Gyrus caudalis ectosylvian) an der Verarbeitung von Stimmidentitäten (Boros et al., 2020). Darüber hinaus verarbeiten Hundegehirne vokale emotionale Valenzhinweise von Menschen und Hunden in nicht-primären Hörregionen (Andics et al., 2014).

Neuroimaging-Studien bilden die Reaktion des Hundes ab

Neuroimaging-Studien belegen, dass bei Hunden Schlüsselregionen der belohnungs- und motivationsbezogenen kortikostriatalen Schaltkreisläufe empfindlich auf menschliche Reize von hoher Relevanz reagieren. Insbesondere reagiert der Caudatkern (CN) auf menschliche Handzeichen, die mit der Belohnungvon Nahrungsmitteln verbunden sind (Berns et al., 20132012), auf den Geruch eines vertrauten Menschen (Berns et al., 2015), und auf verbales Lob eines Trainers (Andics et al., 2016); Die Amygdala (AM) Reaktionen, wenn der Besitzer mit einem falschen Hund interagiert, hängen schließlich vom Temperament des Hundes ab (Cook et al., 2018). Darüber hinaus reagieren verschiedene Gehirnregionen des Hundes, einschließlich der AM und der CN, bevorzugt auf die Gesichter des Besitzers gegenüber den Gesichtern anderer Personen (Karl et al., 2020). Es ist jedoch unklar, ob und wie die Eigenschaften der sozialen Beziehung zwischen Hund und Sprecher neuronale Reaktionen bei Hunden modulieren. Da setzt nun die vorliegende Studie an.

Vereinfacht gesagt

Hund und Mensch gehen eine tiefe Beziehung ein

Vereinfacht zusammengefasst

Hund und Hundehalter werden über die Zeit zu einer Einheit, wenn beide dazu bereit sind, dann entwickelt sich eine Hund-Mensch-Bindung. Diese kann man, wenn man will, wissenschaftlich erklären. Denn Liebe und Bindung entsteht auch durch Prozesse die unbewusst, zum Beispiel in unserem Gehirn ablaufen. Das ist bei Vierbeinern auch so. Eine der Säulen auf der eine gute Beziehung steht ist die Sicherheit aus der sich schließlich das Vertrauen entwickelt. Die Stimme des Menschen ist mehr als ein Kommunikationsmittel. Ihr vertrauter Klang gibt Sicherheit. Hunde können nicht sprechen und sie verstehen nur einzelne Wörter aber den Klang der Stimme ihres Zweibeiners erkennen sie immer. Dieser Klang stimuliert bestimmte Regionen im Gehirn und setzt damit einen Prozess in Gang. Den kann man als Weg betrachten, ein Weg der zueinander führt.

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