Charlotte steckt in Kabul fest – die Hunde auch

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Die Situation in Kabul ist unübersichtlich, das ist seit dem Abzug der Amerikaner nicht besser geworden, eher im Gegenteil. Jeder der dort noch festsitzt wird mit den Taliban verhandeln müssen um das Land zu verlassen. Das betrifft auch Charlotte Maxwell-Jones und ihr Projekt KSAR (Kabul Small Animal Rescue). Die Neuigkeiten, die von der S.P.C.A. (Society for the Prevention of Cruelty to Animals) verbreitet werden, sind nicht schön. Charlotte steckt in Kabul fest aber sie ist so irgendwie sicher, ihre Mitarbeiter auch. Auf dem verlassenen Flughafen von Kabul laufen Hunde herum. Man hat sie zurückgelassen, denn für Vierbeiner ist es aktuell schwierig in die USA einzureisen, Die neue Verordnung der CDC macht das für Tiere aus 100 gelisteten Ländern fast unmöglich. Daran ist letztlich auch die Evakuierung von Charlottes Schützlingen gescheitert. Ob es für die Vierbeiner ein Happy End gibt, das ist ungewiss.

Bild von David Mark (Pixabay)

Die aktuelle Situation in Kabul

Die Operation Hercules ist vorerst gescheitert. Die gute Nachricht ist, dass Charlotte Hilfe hat, die weniger gute Nachricht ist, Charlotte steckt in Kabul fest und die Situation in Kabul ist aktuell alles andere als sicher. Am 30.August 2021, als die letzte Phase der US-Evakuierung stattfand, musste sie den Flughafen verlassen. Die Taliban eskortieren sie zu ihrem Tierheim, das etwa 11 Kilometer außerhalb von Kabul liegt. Für den Moment sollte Charlotte dort sicher sein. Bevor die Gründerin von KSAR den Flughafen mit einem Welpen unter dem Arm verließ, sicherte sie weitere 46 „working dogs“ sowie einige Haustiere, die bei der Evakuierung zurückgelassen wurden.

This update includes Charlotte’s latest updates from Kabul. It also includes timely information from the organizations (SPCA International, War Paws, Marley’s Mutts, Animal Wellness Action and Puppy Rescue Mission) who have been working non-stop to evacuate her and the military working dogs, and pets under the care of Kabul Small Animal Rescue. We are in regular communication with Charlotte, and our latest debriefing occurred on August 30, 2021, at 3 pm EST.

SPCA 30.August,2021

Was genau mit den 130 Hunden von KSAR passierte ist aktuell unklar. Was klar ist: Weder die Hunde, noch ihre Betreuer durften ein Militärflugzeug besteigen. Der Flughafen wurde für Privatcharter gesperrt. Charlotte wurde angewiesen ihre Hunde am Flughafen frei – und damit sich selbst zu überlassen. Der Zugang zum gecharterten Flugzeug wurde Charlotte verwehrt. Die Hunde befinden sich aktuell auf einem Gelände für Flughafenpersonal am Ende der Rollbahn. Was unklar ist: Wie viele Hunde freigelassen werden mussten und ob das US-Militär die 46 „working dogs“ doch evakuiert hat oder eben nicht.

„Operation Hercules“ und Kabul Small Animal Rescue

Das US Militär behauptet alle Diensthunde ausgeflogen zu haben

Im Netz kursieren aktuell Fotos die angeblich zurückgelassene Diensthunde des amerikanischen Militärs zeigen. Das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten widerspricht dieser Darstellung und behauptet alle Diensthunde mitgenommen zu haben. Man hätte „nur“ die Hunde der Tierschutzorganisation KSAR zurückgelassen. Der Unterschied zwischen „working dog“ und „military working dog“ dürfte bei dieser Konfusion eine Rolle spielen. Die einen sind so etwas wie „Leiharbeiter“, die anderen „Vollzeitangestellte“ der amerikanischen Armee. Ähnlich wie bei Zweibeinern auch, haben daher die „working dogs“ als Leiharbeiter schlechte Karten. Die im Netz zirkulierenden Fotos zeigen jedenfalls die Hundeboxen von KSAR, wem die herumlaufenden Malinois und Deutsche Schäferhunde gehören, lässt sich dagegen schwer verifizieren. Den Taliban jedenfalls gehören sie nicht.

The U.S. priority mission was the evacuation of U.S. citizens, SIV, and vulnerable Afghans. However, to correct erroneous reports, the U.S. military did not leave any dogs in cages at Hamid Karzai International Airport, to include the reported ‘military working dogs,’” a DOD spokesperson told the Washington Examiner, referencing a viral photo showing dog cages at the Kabul airport. 

„Photos circulating online were animals under the care of the Kabul Small Animal Rescue, not dogs under the care of the U.S. military. Despite an ongoing complicated and dangerous retrograde mission, U.S. forces went to great lengths to assist the Kabul Small Animal Rescue as much as possible,” the spokesperson said

New York Post 31.August 2021
Soldat und Hund in Afghanistan

Ein Problem sind die neuen Einreisebestimmungen für Haustiere in die USA

Charlotte steckt in Kabul fest weil die Einreisebestimmungen für Haustiere in die USA geändert wurden. Während der Corona Pandemie haben sich viele Amerikaner ein Haustier angeschafft, die Nachfrage war so groß, dass viele Tiere importiert wurden. Das hat zum Import von Tollwut geführt. Im Jahr 2020 wurden der CDC von den amerikanischen Zollbehörden mehr als 450 Hunde mit falschen Papieren gemeldet. Die für den Import notwendigen Tollwutnachweise waren gefälscht. Das bedeutet einen Anstieg von 52%. Darauf hat die CDC reagiert. Der Import von Hunden aus 100 Ländern ist mindestens für ein Jahr ausgesetzt. Afghanistan ist auf dieser Liste. Für Charlotte hat das bedeutet, dass die 130 KSAR Hunde ein Einreiseverbot in die USA hatten. Eine Ausnahmegenehmigung wurde nicht erteilt.

The U.S. Centers for Disease Control and Prevention’s recently enacted policy suspending transports of dogs from Afghanistan and more than 100 other nations into the U.S., was another terrible impediment, despite our negotiations and pleadings. We applied for an Emergency Exemption so that Charlotte and the dogs could get out on our chartered flight this week. But the CDC’s adherence to its import policy during this time of crisis put animals and people at risk. We are alarmed that leaders at the CDC are not bringing a more balanced perspective to the importation of dogs, especially after the U.S. House of Representatives rebuked CDC on this issue and passed an amendment to restore a proper screening process.

SPCA 30.August, 2021
Streuner werden es in Afghanistan zukünftig sehr schwer haben

Wie geht es nun weiter?

Charlotte steckt in Kabul fest und hat drei Probleme: Sie muss Möglichkeiten finden, die Sicherheit ihres Tierheims zu garantieren, die freigelassenen Hunde am Flughafen sollten gesichert werden und sie muss eine Ausnahmegenehmigung für die Einreise ihrer Tiere in die USA bekommen. Die einzigen Ansprechpartner, die Charlotte aktuell in Afghanistan hat, sind die Taliban. Es ist zu hoffen, dass diese, auch wenn sie keine besonderen Hundeliebhaber sind, für Charlottes Sicherheit sorgen werden. Die Hoffnung ist, dass die Taliban schlechte Presse noch weniger mögen als Hunde. Daher braucht die Tierschützerin jetzt viel Öffentlichkeit. Je mehr sie davon hat, umso unbequemer wird es für die Taliban wenn ihr oder den Hunden etwas zustößt. Außerdem verstärkt sich damit der Druck auf die USA, doch eine Sondergenehmigung auszustellen.

This entire situation is a reminder that when governments, including the United States, don’t recognize the human connection to animals, they put people at risk. If Charlotte and her staff had been allowed to take their animals – with the support of private animal rescue groups that had paid for and organized a charter flight – they’d be safe, and so would the animals. Now she’s still in Kabul, desperately working to bring these animals into a safer space.

While this was our last chance to evacuate the dogs from Kabul before August 31, we are not giving up. We’re currently pursuing options for transporting the dogs and cats out of Afghanistan after that deadline, and the funds we raised will continue to support the care of the animals in Kabul. SPCA International will continue to act as a conduit of information between KSAR and the public.

SPCA 30.August, 2021
Bild: Pixabay

Wie stehen die Taliban zu Hunden?

Afghanische Arbeitshunde, das sind meist Herdenschutzhunde, leben auch unter den Taliban relativ sicher. Hunde als Haustier, beziehungsweise Freizeithund, dagegen, sind als Zeichen westlicher Dekadenz verpönt. Sie haben in Afghanistan keine guten Karten, ihre Zweibeiner übrigens auch nicht. Sie werden daher im Allgemeinen getötet. Die Präsenz von Tierschützern, wie Charlotte oder Pen Farthing, mag zwar in Kabul das Denken etwas verändert haben aber die Taliban können Tierschutz nur wenig abgewinnen. Die Hunde von KSAR haben daher ohne der Präsenz von Charlotte keine Überlebenschance. Aus dieser Perspektive hat Pen Farthing das Richtige getan als er Kabul mit seinen Hunden verließ. Ein AK47 ist ein überzeugendes Argument. Tierschützer sind in den Augen der Taliban nicht nur verrückt, sie verstoßen auch gegen die Regeln eines konservativen Islam.

Bild von Amber Clay (Pixabay)

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