In Niederösterreich wurden innerhalb einer Woche zwei Hunde getötet. Ein Akita starb durch Messerstiche, ein Dalmatiner wurde erschossen. In beiden Fällen handelte es sich um freilaufende Hunde die als Bedrohung empfunden wurden. Fälle dieser Art werden häufiger. Menschen fühlen sich selbst oder ihren Vierbeiner durch einen fremden Hund bedroht und greifen zur Waffe. Das ist zwar verboten, denn ein Hund ist durch das Tierschutzgesetz geschützt, man darf ihn nicht „einfach“ töten aber es passiert. Siehe Artikel

Hund und Mensch haben manchmal verschiedene Vorstellungen

Ein Spaziergang mit dem Hund soll eigentlich eine Entspannung sein. Mit dem besten Freund auf vier Pfoten die Natur genießen, nette Menschen und nette Hunde treffen. So stellt man sich eine ideale Hundewelt vor. Die Realität sieht allerdings vielfach anders aus. Wald, Wiese und Hundezone werden von vielen verschiedenen Hunden bevölkert, nicht alle verstehen sich. So wie Menschen nicht alle Mitmenschen automatisch mögen, suchen sich auch Hunde ihre vierbeinigen Freunde selbst aus. Die Auswahl muss nicht immer mit den Vorstellungen von Frauchen oder Herrchen konform gehen. Wenn die Zweibeiner das ignorieren, kann es „krachen“, bedeutet – die Hunde tragen statt zu „spielen“ ihren Konflikt aus. Das macht die Menschen dann nicht froh, aus Hundesicht ist es dagegen sehr schlüssig.

Der freilaufende Hund und die Sache im Kopf

Wenn freilaufende Hunde ohne sichtbaren Anhang ihre eigenen Vorstellungen durchsetzen sind Konflikte meist vorprogrammiert. Jeder Hundehalter hat den „Trieb“ seinen Hund zu schützen. Ganz unabhängig ob der Hund Schutz braucht oder nicht. Ein prima vista „herrenloser“ Hund aktiviert diesen „Schutztrieb“ und erzeugt gleichzeitig Angst. Dem eigenen Hund vertraut man aber bei einem fremden Vierbeiner sieht die Sache schon ganz anders aus.

Jeder Hundehalter hat seinen eigenen Film der sich abspult wenn ein freilaufender Hund herangeschossen kommt, kein Zweibeiner in Sicht ist oder einfach nicht reagiert. Der Film hängt ab von den gemachten Erfahrungen. Wenn ein Mensch bereits erlebt hat, dass sein Hund gebissen wurde, wird der ablaufende Film keine Rosamunde Pilcher Story sein, es ist dann eher so etwas wie „Die Hard“, das vor dem geistigen Auge flimmert. Das beeinflusst die Reaktion des betroffenen Hundehalter.

Wird der Hundealltag zum „Wilden Westen“?

Angst führt zu Abwehrreaktionen. Wenn ein ängstlicher Hundehalter auf einen sorglosen „Die machen sich das schon aus“ – Typ trifft, dann ist ein Konflikt wahrscheinlich. Angst überträgt sich, Hunde orientieren sich an ihren Zweibeinern. Eine harmonische Begegnung ist eher unwahrscheinlich. Wer sich fürchtet kann aggressiv werden, das ist nicht nur bei Hunden so. Wenn die Aggression zur Wut wird, kann es passieren, dass der Mensch für den heranstürmenden Hund gefährlicher ist als es sein Hund je sein könnte. Im Extremfall tötet dieser Mensch den freilaufenden Hund. Das hat schon ein bisschen „Wild West Charakter“.

Ist ein unkontrollierter Hund wirklich gefährlich?

Sagen wir, er kann „gefährlich“ werden. Hunde sind prinzipiell sehr soziale Tiere aber sie reagieren situationsbezogen. Zur Situation gehören nicht nur die involvierten Hunde, auch der Hundehalter ist ein Teil davon. Wer Hunde regeln lässt muss damit leben, dass eine Begegnung mit ein paar Löchern, vielleicht sogar mit einem Besuch beim Tierarzt endet. Es kann auch sein, dass gar nichts Böses passiert aber dafür gibt es keine Garantie. Daher tendieren Hundehalter dazu, fremde Hunde zu verscheuchen. Besonders wenn der Größenunterschied eine Rolle spielt. Kommt es zu einer Rauferei, tragen häufig Hund und Herrchen Blessuren davon. Sind Kinder anwesend, dann kann so eine Begegnung sogar zu einem traumatischen Erlebnis oder einem fatalen Unfall werden. Also Gefahr ist ein Thema.

Sind einzelne Rassen gefährlicher als andere?

Es wäre eine Lüge zu sagen „Nein“. Das bezieht sich nun nicht auf gelistete Rassen, es bezieht sich eher auf die Größe des Hundes. Je mehr Kraft und Entschlossenheit ein Hund an den Tag legt umso größer ist sein Potential auch einen Menschen zu beschädigen, wenn der im Weg steht. Eine Runde Wrestling mit einem wütenden Rottweiler hat eine andere Qualität als ein Sparring mit einem Mops. Das soll man nicht bestreiten. Im Fall vom getöteten Akita zum Beispiel, bestand für den in die Leine verwickelten Hundehalter durchaus eine Gefahr. Hier kann man vermutlich von Notwehr sprechen. Akitas brauchen einen sehr großen Individualabstand, sind fremden Menschen gegenüber nicht sehr aufgeschlossen und sie sind keine Fans von fremden Hunden. Großartige Hunde für Misanthropen aber sie brauchen Kontrolle in der Öffentlichkeit.

Es gibt immer mehr Hunde und immer anspruchsvollere Rassen

Ein Problem ist, dass sich Menschen vermehrt Hunde nach der Optik aussuchen. Das ist kein gutes Auswahlkriterium. Wenn sich Lieschen Müller nun einen Akita aussucht weil sie „Hatchiko“ gesehen hat und einen Teddybären möchte aber gleichzeitig ein Mensch ist, der gerne und viele Sozialkontakte hat, wird das ein schlimmes Ende nehmen. Ihre Vorstellungen sind mit dem Charakter ihres Hundes nicht vereinbar. Sozialisierung ist eine tolle Sache aber sie macht aus einem Eigenbrötler kein Sonnenscheinchen. Bevor man sich für viele Jahre bindet, sollte man sich seinen Partner genau anschauen. Ein Hund muss zum eigenen Leben und den persönlichen Vorstellungen passen.

Wer sich einen Arbeitshund oder Gebrauchshund nimmt sollte damit rechnen, dass er ein sehr aktives Leben führen muss. Ein unausgelasteter oder falsch ausgelasteter Hund wird sehr schnell zur berühmten „Krätze“ und kann in weiterer Konsequenz gefährlich werden. Wenn Menschen diese Realität ausblenden werden sie zu den Hundehaltern die keiner wirklich mag. Der Hund mag sich mit seinem Schicksal abfinden aber er wird sich Ventile suchen. Das erklärt so manche Auseinandersetzung auf der Hundewiese.

Hund ohne Kontrolle geht nicht

Es gibt Hundehalter, die sehen es als eine Beschneidung ihrer „Freiheit“, wenn von ihnen verlangt wird ihren Hund unter Kontrolle zu haben. Anleinen ist für sie inakzeptabel. Sie meinen ihr Hund „tut nix“ und wenn der andere Hund aggressiv ist, dann muss er eben gesichert sein. Ihr Hund darf überall hin, wegen der Freiheit und so. Diese Menschen sind gesunde Egoisten mit recht wenig Verantwortungsbewusstsein. Entsprechend aggressiv reagieren sie auf eine Korrektur. Viele Konflikte entstehen durch diese Hundehalter. Menschen die selbst keine Grenzen akzeptieren, setzen auch ihren Hunden kaum solche und „grenzenlose“ Hunde sind gefährliche Hunde.

1000x ist nix passiert – das Problem mit der Sorglosigkeit

Wer das Glück hatte nie in einen Hundekonflikt gekommen zu sein kann sich schwer vorstellen, dass so etwas passieren könnte. Die Sorglosigkeit hat durchaus Vorteile. Es überträgt sich auf den Hund. Sehr oft haben diese Menschen sehr entspannte Hunde. Aber Glück ist selten treu, wenn es passiert, bricht für manche die Welt zusammen. Diese Hundehalter tendieren dann stark dazu, die Schuld beim anderen Hund zu suchen, denn der eigene hat das doch noch nie gemacht. Die Chance, dass das Glück nicht von ewiger Dauer ist, steigt mit der Hundedichte.

Der „Wilde Westen“ entsteht durch mangelnde Rücksichtnahme

Ähnlich wie der Hund, werden auch Hundehalter von ihren täglichen Erfahrungen geprägt. Dazu kommt ihr persönlicher Charakter, der eine ist verträglich, der andere nicht. Je häufiger sich Hundehalter über mangelnde Rücksichtnahme ärgern. Je öfter sie in eine unangenehme Situation geraten. Umso wahrscheinlicher ist es, dass sie irgendwann „genug“ haben. Der eine bewaffnet sich mit Pfefferspray, der andere steckt ein Messer ein. Wer eine „Waffe“ mithat, wird sie irgendwann einsetzen. Wenn Angst und Wut den Hundealltag dominiert, dann leben alle gefährlich, vor allem die Hunde.

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