Mit dem Frühling kommt auch die Zeit der Giftleger. Jedes Jahr, wenn die Tage wärmer und länger werden, häufen sich die Meldung über vergiftete Hunde. Hunde vergiften hat wieder Saison aber warum tut das Jemand? Was bringt Menschen dazu Gift auszulegen und wie schützt man seinen Vierbeiner davor? Diese Fragen müssen sich Hundehalter jedes Jahr stellen. Wie viele gefährliche Köder in Österreich und Deutschland pro Jahr entdeckt werden und wie viele Hunde dadurch zu Schaden kommen, ist unbekannt. In der Kriminalitätsstatistik sind diese Fälle nicht erfasst. Zudem ist die Dunkelziffer recht hoch, denn nicht alle Fälle kommen zur Anzeige. Wie sehr muss man sich also fürchten, dass der eigene Vierbeiner ein Opfer von Giftködern wird?

Eine Idee über mögliche Fallzahlen gibt eine Kriminalstatistik aus Bayern

2019 verzeichnete das bayerischen Landeskriminalamt 219 Fälle von präparierten Hundeködern im Freistaat. Im ersten Halbjahr 2020 waren es bereits 149. Laut Kriminalhauptkommissar Ludwig Waldinger steigen die Zahlen jedes Jahr. Diese Statistik zeichnet aber kein klares Bild, sie gibt nur die Zahl der Fälle wider, in denen die Polizei ermittelt hat. Nicht alle davon haben sich später als Straftat herausgestellt. In Bayern lebten im Jahr 2018 laut Statista etwa 1,3 Millionen Hunde.

In Österreich gibt es aktuell Fälle in Wien und in Linz

Auch in Österreich gibt es regelmäßig Warnungen zu Giftködern. Giftköder sind landesweit ein Problem, betroffen sind sowohl ländliche als auch städtische Gebiete in allen Bundesländern. Die Gründe der Giftleger mögen unterschiedlich sein aber es gibt sie überall. Die Gift-Saison 2021 haben diesmal Wien und Linz eröffnet. In Wien war der Napoleonwald im 13.Bezirk in den Medien. Der Hietzinger Tierarzt Paolo d’Orazio warnte, dass auf der Wiese vorm Hörndlwald, anschließend zur Josef Listergasse neben dem Spielplatz Kontaktgift in Form einer Paste ausgelegt sei. Zwei Hunde waren betroffen. In Linz wurden In den Traunauen und im Winklerwald zwei Hunde vergiftet, auch in diesem Fall schlug ein Tierarzt Alarm, nachdem die Hunde in seiner Praxis gelandet waren.

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In Graz geht man aktiv gegen Giftleger vor

In Graz gibt es einige Gift-Hotspots, das sind Lustbühel, Rosenhain und der ORF-Park. Tierschutzstadtrat Mario Eustacchio schickt dort jetzt eine eigene Tierschutzstreife los, die soll kontrollieren, denn Gift ist nicht nur bei Tieren ein Thema. Giftköder machen keinen Unterschied wen sie töten, Wildtiere fallen Gift ebenso zum Opfer, wie Haustiere, im Speziellen, Hunde. Aber auch für Kinder können, vor allem Kontaktgifte, ein ernstes Thema werden. Um Hundehalter zu warnen und mit Informationen zu versorgen hat man einen Folder aufgelegt. Mit dieser Aktion ist Graz Vorreiter und Vorbild im Kampf gegen Giftleger.

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Was bringt Menschen dazu Gift auszulegen?

Über die Motive der Giftleger kann man nur spekulieren und sie sind vermutlich vielfältig. Zorn, Wut, Angst und das Gefühl von Machtlosigkeit spielen wahrscheinlich oft eine Rolle. Die Hotspots der Giftleger sind meist Hundeauslaufgebiete die leicht erreichbar sind und von verschiedenen Interessensgruppen genutzt werden. Da wo sich Hunde, Jogger, Radfahrer und Spaziergänger begegnen, sind Konflikte vorprogrammiert. Häufig kommt Gift aber auch bei Nachbarschaftsstreitigkeiten zum Einsatz. Dem Giftlegen liegt meist ein Konflikt zu Grunde. Giftleger argumentierten oft mit „die haben es verdient“ oder „ich musste mich wehren“. Giftleger sehen sich nicht selten als „Opfer“.

Wie sieht der Gesetzgeber das Auslegen von Giftködern?

In Österreich und Deutschland ist es verboten Giftköder auszulegen, wer das tut, wird bestraft. In Deutschland führt das zur Einleitung eines Strafverfahrens wegen Tierquälerei und Sachbeschädigung, denn wer Giftköder auslegt macht sich nach dem Tierschutzgesetz strafbar. Je nach Einzelfall wird ein Ordnungsgeld verhängt und es kann, aufgrund des Tierschutzgesetzes zu einer Geldstrafe bis zu 25.000,00 € kommen. Zusätzlich wird vom Veterinäramt ein Tierhalteverbot verhängt. Der Hundehalter kann auf Schadenersatz klagen und eventuell auf Schmerzensgeld. In Österreich drohen sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche und unter Umständen auch verwaltungsrechtliche Konsequenzen. Das österreichische Strafgesetzbuch sieht vor, dass jemand, der ein Tier misshandelt oder ihm unnötige Qualen zufügt, mit Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren zu bestrafen ist. Ebenso ist zu bestrafen, wer ein Wirbeltier mutwillig tötet. Schadenersatzklagen der betroffenen Tierbesitzer sind auch in Österreich möglich. Hunde vergiften ist also kein Kavaliersdelikt.

Rund um den Giftköder (Tasso) LINK IM BILD

Maulkörbe sind kein zuverlässiger Schutz vor Gift

Ein Maulkorb, auch jene mit „Fressschutz“ sind keine zuverlässige Präventionsmaßnahme, denn Hunde sind sehr erfinderisch, trotz Maulkorb Fressen aufzunehmen. Bei Kontaktgiften, die ihre tödliche Wirkung bereits bei Schnuppern und Schlecken seitens des Hundes entfalten, hilft der Maulkorb gar nicht. Die beste Prävention ist, ein Training im Zuge dessen ein Hund lernt nichts vom Boden aufzunehmen und permanente Aufmerksamkeit. Wer sich regelmäßig informiert und beim Spaziergang auf seinen Hund achtet, lebt recht sicher. Hunde vergiften ist ein ernstes Thema aber mit einem geeigneten Training kommt man auch gut durch die Giftsaison.

Maulkorb mit Fressschutz (Sofahund)

Was können Hundehalter tun um dem Problem zu begegnen?

Abgesehen von den genannten präventiven Maßnahmen kann sich ein Hundehalter um ein friedliches Zusammenleben mit seinen Mitmenschen bemühen. Das wird zwar nicht die Sadisten unter den Giftlegern davon abbringen Hunde zu vergiften aber die Trittbrettfahrer hätten weniger „Grund“ einen Köder auszulegen. Giftlegen ist saisonal, von Frühling bis Herbst gehen die meisten Meldungen ein, im Winter dagegen ist Giftlegen kaum ein Thema. Unerfreuliche Begegnungen mit Vierbeinern scheinen das Problem anzuheizen. Das ergibt sich auch aus den Örtlichkeiten wo Gift gelegt wird, denn meist handelt es sich um Begegnungszonen. Im Frühling sind meist große Wiesen und Waldränder betroffen, im Sommer verlagert es sich auf Badegebiete.

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