Der Mops und die Brachycephalie

Von Brachycephalie sind Hunde und Katzen betroffen. Bei den Hunden ist der Mops vermutlich der populärste Vertreter dieses Typs, bei Katzen ist es die Perserkatze. „Brachys“ bedeutet kurz und „Kephale“ bedeutet Kopf, es geht um die Kurzköpfigkeit. Brachycephalie ist eine angezüchtete Deformation des Schädels, die gesundheitliche Schäden verursacht. In ihrer extremen Form erfüllt sie die Kriterien für Qualzucht.

Bei brachycephalen Rassen ist der Schädel breiter und kürzer, dadurch entsteht ein runderer Kopf mit einer kurzen Nase und kurzen Kieferknochen. Dieses Erscheinungsbild erinnert an das sogenannte „Kindchenschema“ nicht ausgewachsener Tiere. Das spricht Menschen an, Mops & CO werden als „süß“ oder „putzig“ empfunden, die Erfüllung des Kindchenschema macht aus dem Mops eine der beliebtesten Hunderassen Europas. Es ist aber nicht nur der Mops, auch andere Rassen gehören zu den „Kurzköpfen“. Zu den brachycephalen Rassen zählen zum Beispiel die Bulldogge, der Boston Terrier,  der Boxer, der Cavalier King Charles Spaniel, die Pekinesen, und Lhasa Apsos, um nur einige zu nennen.

Das Problem mit der Gesundheit bei Mops & CO

Die Deformation des Schädels, die Verkürzung, führt zu massiven Problemen bei einem großen Teil der Population der betroffenen Rassen. Die Brachycephalie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. In leichten Fällen „schnarcht“ der Hund und ist bei höheren Temperaturen nicht besonders belastbar. In schwereren Fällen können die Plattnasen so stark beeinträchtigt sein, dass die Anforderungen eines normalen Hundelebens für sie lebensbedrohlich werden.

Schnarchen ist nicht nur „putzig“, es ist ein Hinweis darauf, dass die Atemluft auf ihrem Weg durch die Luftwege behindert wird. Diese Behinderung ist nicht normal, und das dadurch entstehende Geräusch ist nicht „putzig“ oder einfach nur „rassetypisch“, es ist ein Zeichen einer Atembehinderung. Das Brachycephale Syndrom hat mehrere Komponenten: Die Nasenlöcher sind zu eng, die Nasenmuschel ist abnormal geformt, der Hund hat ein zu langes Gaumensegel, der Kehlkopf ist zu klein und die Luftröhre zu eng.

Die meisten, der hier genannten, Missbildungen können chirurgisch behoben werden. Aber – eine Operation kann zwar die Symptome deutlich verbessern eine ursächliche Heilung ist aber nicht möglich. Daher ist hier die Zucht gefragt. Daher hat der Gesetzgeber einige dieser Rassen als Qualzucht eingeordnet.

Der Verein E-Motion und seine Möpse

Es gibt Bestrebungen „gesunde Möpse“ zu züchten. Der Verein eMotion Mops e. V. zum Beispiel versucht die Rasse Mops, durch Zucht, wieder zu verbessern. Die Gesundheit der Tiere steht, bei dem 2017 gegründeten Verein im Vordergrund, er kooperiert mit der Tierklinik Hofheim.

Die Grundfrage hinter den Bestrebungen der Vereinst ist: „Welche Chance sehen führende Mediziner und Wissenschaftler die Gesundheit der Rasse Mops langfristig und nachhaltig zu verbessern?“

Gemeinsam mit der Veterinärmedizin versucht man Zuchtstandards zu entwickeln, die gesunde Hunde hervorbringen. Die medizinische Beratung macht die Klinik Hofheim. eMotion schreibt dazu:

Gemeinsam mit einem Team von exzellenten Fachtierärzten, die über die Grenzen Deutschlands hinaus vernetzt sind, haben wir einen Untersuchungs- und Zuchtstandard entwickelt, der sich ausschließlich auf die Gesundheit der Möpse und deren Nachkommen konzentriert. Das Ärzteteam unterstützt uns bei der Umsetzung unseres Zuchtzieles und wird unseren Weg medizinisch und wissenschaftlich begleiten. Art, Umfang und Qualität unserer Zuchtuntersuchung geht weit über das heute übliche Maß hinaus.

eMotion zu seiner Kooperation mit der Klinik Hofheim

Die Zuchtuntersuchung von eMotion ist aufwändig. Auf die Züchter kommen recht hohe Kosten zu, die späteren Welpen werden nicht billig sein. Der Aufwand lohnt aber, denn gesunde Hunde bedeuten geringere Tierarztkosten. Da es beim Hundekauf nicht nur um materielle Werte geht, gesündere Hunde bedeuten auch eindeutig weniger Tierleid. Der Verein eMotion sagt über die vorgesehenen Untersuchungen:

Mit modernster Medizintechnik werden die Atmung, das gesamte Skelett und die Augen bis in kleinste Detail untersucht. Es wird ein hochauflösendes Ganzkörper CT angefertigt. Eine Endoskopie und eine Rhinoskopie durchgeführt, sowie die Hüfte geröntgt. Die gewonnen Daten werden zentral verwaltet und ausgewertet. So wird die Entwicklung der Gesundheit unserer Möpse medizinisch und wissenschaftlich fundiert dokumentiert und gesteuert. Unser Nachzuchtprogramm sieht vor, die Nachkommen im Alter von 12
bis 18 Monaten auf die gleiche umfassende Art zu untersuchen wie wir es mit unseren Zuchthunden tun.

eMotion über die Untersuchung zur Zuchtzulassung

Der „Retromops“, die Mopszucht geht bei eMotion neue Wege

Um den Mops zu erhalten, muss man den Mops verändern. Man muss neue Wege, abseits der Qualzucht gehen. Dazu ist es notwendig andere Rassen einzukreuzen. Durch dieses Crossbreeding kann man eine gesundheitliche Verbesserung beim Mops erreichen. Im Fall von eMotion hat man sich, nach Rücksprache mit Veterinärmedizinern und Genetikern, für den Parson-Russel-Terrier entschieden. Diese Kombination kann nicht nur die Schädelform des Mops verbessern, die neuen Möpse werden auch weniger Falten aufweisen. Ziel ist es, die Gesundheit der Möpse langfristig und nachhaltig zu verbessern, das dem Mops typische Wesen und den für den Mops typischen Ausdruck zu erhalten.

Die Fremdrasse muss die gleichen hohen Kriterien erfüllen wie unsere Zuchthunde. Sofern die Zuchtuntersuchung bestanden wird sind folgende Mopstypen zur Zucht zugelassen. Der klassische Mops, der Mops nach altdeutschem Vorbild, der amerikanische Mops (terriertyped pug) und der Russell beeinflusste Retromops.

eMotion zur vorgesehenen Zuchtreform

Die Reform ist notwendig, denn Qualzucht ist prinzipiell verboten

Wenn bei Tieren, in dem Fall in der Hundezucht, aufgrund der Selektion Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen „angezüchtet“ werden, bezeichnet man das als „Qualzucht“. In den Niederlanden ist die Zucht von plattnasigen Hunden aller Rassen, einschließlich der Mischlinge, mittlerweile grundsätzlich verboten, soweit deren Nasenlänge nicht mindestens ein Drittel der Kopflänge beträgt. Deutschland und Österreich haben ebenfalls ein Qualzuchtverbot, allerdings mit unklaren Kriterien, dadurch hatte dieses Verbot bisher keine besonderen Auswirkungen auf die Hundezucht.

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