Hunde haben manchmal ihren eigenen Kopf und das kann dazu führen, dass sie weglaufen. Wenn das passiert, dann ist es für den betroffenen Hundehalter meist eine Katastrophe. Sekunden werden zu Minuten und Minuten zu Stunden, so fühlt es sich jedenfalls an, wenn der geliebte Vierbeiner spurlos verschwunden ist. Die meisten Hunde kommen wieder zurück aber in manchen Fällen muss man sich an einen Profi wenden, wenn man seinen Liebling wieder haben will. Wird ein Hund gestohlen, dann braucht man den Profi auf alle Fälle. Hundesuche professionell oder gar nicht, das ist die Devise, denn man kann viel falsch machen bei der Suche nach dem geliebten Vierbeiner.

Frau Eigl vom Verein „Hunde entlaufen, vermisst, gefunden“

Jedes Jahr entlaufen Hunde und manche bleiben für immer verschwunden

In Deutschland waren im Jahr 2019 etwa 5,3 Millionen Hunde bei Tasso registriert, davon sind laut Tasso 38.500 Vierbeiner entlaufen. Gesamt leben laut Statista in deutschen Haushalten 10,7 Millionen Hunde, die Dunkelziffer ist vermutlich höher. In Österreich sind es 641.000 bellende Vierbeiner, auch hier gibt es eine Dunkelziffer. Die Zahlen zeigen: nur etwa die Hälfte der Hunde ist registriert. Setzt man die Tasso-Zahlen in Relation, dann ist die Chance dass der Hund verloren geht zwar nicht besonders hoch aber man hat eine Chance von 0,73% eine solche Erfahrung zu machen. Es lohnt sich daher über dieses Thema nachzudenken.

Professionelle Spürhunde können bei der Hundesuche helfen

Präventive Maßnahmen die jeder Hundehalter kennen sollte

Der erste wichtige Schritt – lange bevor ein Ernstfall eintritt – sollte immer die Registrierung des Hundes in einer Tierdatenbank sein. Nur so besteht eine sehr große Chance, dass ein Tier wieder mit seinem Menschen zusammengebracht werden kann, wenn es eines Tages entlaufen sollte, da durch den Eintrag in der Datenbank eine zweifelsfreie Zuordnung zum Halter möglich ist. In Deutschland wäre das Tasso, in Österreich PetCard oder AnimalData. Eine weitere – zusätzliche – Möglichkeit ist ein GPS Sender am Halsband, wie ihn zum Beispiel Tractive anbietet. Man kann den Hund dann per Handy orten, das erleichtert die Suche nach einem entlaufenen Hund ungemein. Ein ausbruchssicheres Geschirr oder Halsband ist ebenfalls ein guter Tipp.

FOTO: petcard

Wenn ein Hund beim Spaziergang entläuft kommt er meist wieder

Verschwindet der Hund während des Spaziergangs, lautet die wichtigste Regel: Ruhe bewahren. Wenn ein Hund vor Schreck entlaufen ist, könnte er wegen des ungewöhnlichen Verhaltens seines Menschen noch mehr Angst bekommen, wenn dieser panisch hinter ihm herrennt. Jagt der Hund stattdessen gerade, würde die Begleitung seines Menschen ihn eher bestärken, statt ihn zu bremsen. Die Zeit des Wartens nützt man besser um telefonisch wichtige Ansprechpartner zu informieren. Das bedeutet konkret: Den Hund bei der betreffenden Datenbank als entlaufen melden sowie der Polizei Bescheid geben. Letzteres sollte jedoch nicht über die Notrufnummer, sondern über die Nummer der lokalen Dienststelle geschehen, um den Notruf freizuhalten. Auch umliegende Tierheime sowie eventuell der Förster oder Jagdpächter sollten informiert werden.   

„Einholen können wir Menschen unsere Vierbeiner ohnehin nicht. Wir empfehlen daher, genau dort zu bleiben, wo der Hund entlaufen ist. Oft kehren Hunde nach einiger Zeit zurück“,

Heike Wempen-Dany, Leiterin TASSO Notrufzentrale

Wenn es aber doch ernster ist, dann gilt: Hundesuche professionell oder gar nicht

Wer betroffen ist, verfällt in Panik und ist daher nicht die Person, die den Hund suchen sollte. Hundesuche braucht einen kühlen Kopf und Erfahrung. Vereine die sich auf die Suche verlorener Vierbeiner spezialisiert haben, verfügen über gute Netzwerke und sie wissen was sie wann tun müssen. Für einen Hundehalter dessen Hund nicht nur entlaufen, sondern tatsächlich vermisst oder gestohlen ist, ist es gut wenn er sich an einen professionellen Verein wendet. In Österreich ist „Hunde entlaufen, vermisst, gefunden“ der größte Verein und es war der erste auf Facebook präsente Verein. Die Facebookseite von Frau Eigl hat mittlerweile immerhin über 75.000 Follower. Daher haben wir Frau Eigl zum Interview gebeten:

INTERVIEW MIT FRAU EIGL

dogNEWSdieSEITE: Wie Sind sie auf die Idee gekommen entlaufene Hunde zu retten?

Angefangen hat alles damit, dass ich Facebook zum Vorteil meiner Herzenssache nutzen wollte und daher habe ich eine passende Seite erstellt, das muss etwa im Jahre 2011 gewesen sein. Da wir damals Facebook erst so richtig kennen lernen mussten, hatten wir einen technischen Fehler auf der Seite und eröffneten dann am 3. April 2014 unsere aktuelle Facebookseite. Unser Verein besteht seit 2015. Die Webseite von Hunde vermisst, gesucht, gefunden, kurz www.hundeentlaufen.at ist neu.

dogNEWSdieSEITE: Können Sie sich noch an „ihren“ ersten geretteten Hund erinnern?

Leider nein, da wir, wie schon erwähnt, die erste österreichische Seite für vermisste Hunde auf Facebook waren, ging es eigentlich Step by Step die Seite und dann den Verein aufzubauen.

dogNEWSdieSEITE: Was war die spannendste Rettung die sie bisher erlebt haben?

Wir fiebern bei jeder Vermisstenmeldung mit, aber als SPIKE nach 14 Tagen aus einer Felswand gerettet wurde, das war schon sehr bewegend für uns

dogNEWSdieSEITE: Warum entlaufen so viele Hunde?

Wir denken, das jetzt nicht mehr oder weniger Hunde weglaufen wie früher, sondern, dass man mehr davon aufgrund der Sozialen Medien erfährt.

dogNEWSdieSEITE: Welche Fehler machen Hundehalter am häufigsten?

Der größte Fehler ist, eine Gefahr zu unterschätzen, zum Beispiel seinen Hund vor einem Geschäft , Arzt, Amtshaus oder dergleichen anzuhängen. Angsthunde werden häufig leider nicht doppelt gesichert. Viele Hundehalter unterschätzen ihren Hund und unterschätzen auch wie schnell etwas passieren kann. Wie oft hören wir, mir und meinem Hund könnte das nicht passieren und dann kommt plötzlich eine  Vermisstenmeldung von genau diesem Hund.

dogNEWSdieSEITE: Was muss man bei der Sicherung eines Hundes beachten?

Dass man sich NUR an echte Profis wendet. Natürlich verstehen wir, dass man sich an jeden Strohhalm klammert wenn der Hund weg ist,  aber zu viele Köche verderben den Brei und das ist kontraproduktiv.

dogNEWSdieSEITE: Wie sucht man eigentlich einen entlaufenen Hund?

Der Besitzer sollen am Entlaufort bleiben. Die meisten Hunde suchen nach dem ersten Schreckmoment, der kann auch mehrere Stunden dauern, wieder den Entlaufort auf, immer vorausgesetzt, dass kein Unfall o.ä. passiert ist. Ist der Besitzer dann nicht vor Ort, so kann der Hund in Panik verfallen und sich wieder entfernen. Wenn man ein Haus mit Garten hat, Türen und Gartentore offenlassen, natürlich beaufsichtigt, wenn der Entlaufort nicht zu weit weg ist. Eine vertraute Person sollte in diesem Fall dann zu Hause anwesend sein. Auch wenn es schwer fällt NICHT AKTIV SUCHEN, denn der Hund fühlt sich dann verfolgt/gejagt/ gehetzt, er wird kopflos und achtet nicht mehr auf den Straßenverkehr. Auch wird er damit aus der Gegend vertrieben. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Hier muss man genau schauen, wer  kontaktiert wird. Nicht jeder der sich Profi nennt, ist auch ein Profi

dogNEWSdieSEITE: Was sind die größten Hindernisse einen Hund zu finden?

Wenn zu viele Menschen umherlaufen und rufen und schreien, das vertreibt den Hund dann nur aus der Gegend. Gut gemeint ist oft nicht gut getan. Wenn Sichtungen öffentlich gepostet werden und ALLE fahren hin. Vorwürfe an die Besitzer oder die Besitzer mit zu vielen Tipps und Ratschlägen zu bombardieren. Wenn sich ein Besitzer bei uns meldet sind wir sehr oft verwundert, wie viele Personen von sich aus schon den Besitzer stundenlang telefonisch kontaktiert und dem Besitzer „Tipps und Ratschlägen“ gaben, die sie irgendwo gelesen haben. Keine echter  Profi würde über Facebook einen Hundebesitzer anschreiben und Hilfe anbieten.

dogNEWSdieSEITE: Wie groß ist das Team ihres Vereins?

Wir bestehen hauptsächlich aus den treuen Followern unserer Seite, die uns sehr verlässlich mit Hinwiesen und Sichtungen per Whatsapp oder per Nachricht unterstützen. Dafür sind wir sehr dankbar.

dogNEWSdieSEITE: Welche Rolle spielen freiwillige Helfer bei der Suche?

Eine wesentliche Rolle. Sie unterstützen den Besitzer vor Ort und sorgen dafür, dass Ruhe am Entlaufort einkehren kann um den Hund einzuladen zurück zu kommen. Eine aktive Suche ist oft kontraproduktiv, denn sie vertreibt den Hund oder veranlasst ihn, sich zu verkriechen. Die Hunde sind in einem Ausnahmezustand und der kann sich durch falsches Verhalten negativ verstärken. Der Besitzer benötigt immer einen zusätzlichen Akku und je nach Jahreszeit warme Getränke, Decken etc. damit er den Entlaufort nicht verlassen muss. Die Helfer suchen Sichtungen auf Facebook und informieren den Besitzer. Das macht man aber nicht öffentlich sondern per Nachricht, sonst fahren alle hin und der Hund ist wieder weg. WENIGER IST OFT MEHR! Die aktive Verteilung von Flyern sollte bestmöglich nicht durch den Besitzer selbst passieren, auch hier ist der Besitzer auf die Hilfe der freiwilligen Helfer angewiesen.

dogNEWSdieSEITE: Man liest oft, dass Vereine, die sich auf das Finden entlaufener Hunde spezialisiert haben, vom Einsatz von Lebendfallen berichten. Ist das sinnvoll?

Nicht immer, eine Lebendfalle bedeutet für den Hund Stress. Keine Falle geht vorsichtig oder leise zu. Daher ist ein Einsatz auch nur dann zu überlegen, wenn die Erfolgschancen dementsprechend hoch sind. Eine Fehlauslösung z.B. wird den Hund dazu bewegen nicht so schnell auch nur in die Nähe der Falle zu kommen. Lebendfallen werden vorwiegend eingesetzt, wenn „sonst nichts mehr hilft“. Der Hund also z.B. sehr ängstlich ist, Menschen nicht zugeht, und sich nicht einfach so sichern lässt. Der Vorteil dabei ist: der Hund hat Zeit sich mit der Situation (Gerüche, Falle etc.) auseinanderzusetzen und kann diese in seinem eigenen Tempo annehmen. Auch macht es keinen Sinn, jeden Freigänger mit einer Falle zu fangen. Die fehlenden Infos über das Tier können zu einem bösen Ende führen. Vor Einsatz muss jedenfalls der Besitzer eruiert und eingebunden werden. „Einfach so“ fremde Tiere einfangen, ist ein No-Go und nicht professionell.

dogNEWSdieSEITE: In Österreich gibt es mehrere Vereine die sich auf die Suche nach entlaufenen Hunden spezialisiert haben. Wie ist aus ihrer Sicht die Kooperation zwischen den einzelnen Vereinen?

Wie es so oft im Leben ist, menschelt es auch hier. Wir arbeiten sehr gerne und gut mit K9 und mit sehr vielen Tierheimen und Tierfreunden zusammen die unseren Leitfaden unterstützen – Wichtig ist, dass der Hund wohlauf gefunden wird und nicht wer den Hund gefunden hat.

dogNEWSdieSEITE: Soziale Medien sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Hundesuche. Facebook & CO hat aber nicht nur Vorteile. Wie erleben Sie das? Sind die Sozialen Medien mehr Vorteil oder eher Nachteil bei der Suche nach einem verlorenen Hund?

Das kann man nicht pauschalisieren. Wie alles im Leben hat es Vor-und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass man von Sichtungen sehr schnell erfährt. Ein Nachteil ist allerdings, dass jeder „mitmachen“ will. Kaum gepostet, stürzten sich User auf die Meldung und diskutieren diese. Wir sagen immer: vertraut euren Hunde gebt ihnen Zeit. Zu 85% bis 90 % kommen die Hunde, wenn man sie lässt, zum Entlaufort zurück. Allerdings nur dann, wenn keine Personen umherlaufen und rufen und brüllen. Die Besitzer vermisster Hunde werden oft mit Ratschlägen regelrecht bombardiert oder sogar angefeindet. Ein Tipp: Keine  professionelle Hundesuchhilfe würde über Facebook einen Hundebesitzer anschreiben und Hilfe anbieten.

dogNEWSdieSEITE: DogNewsDieSeite hat im März 2018 den „Fall Mauser“ redaktionell begleitet. Die Zusammenarbeit mit der Hundesuchhilfe war nicht immer einfach. Der Hund wurde schließlich in Frankreich von der Polizei aufgegriffen. Dass die Besitzer kontaktiert wurden, lag letztlich daran, dass der Hund gechipt war. Trotzdem hat die Hundesuchhilfe das als Erfolg verbucht. Wie sehen Sie das?

Wir freuen uns, dass Mauser jetzt zu Hause ist und es ihm gut geht

dogNEWSdieSEITE: Wie können Medien die Suche nach einem Hund positiv unterstützen?

Medien können für Sichtungen sehr hilfreich sein. Wichtig dabei ist, dass immer eine Kontakthandynummer des Besitzers angegeben ist, damit bei Sichtungen nicht unnötige Zeit verschwendet wird und die Sichtung dem Besitzer nicht erst verspätet um zehn Ecken weitergegeben wird, denn dann ist der Hund wieder weg bevor der Besitzer die Information bekommt.

dogNEWSdieSEITE: Welche Unterstützung würden Sie sich bei der Suche nach einem entlaufenen Hund wünschen?

MEHR MITEINANDER ! Jeder sagt zwar wir haben ALLE das gleiche Ziel, aber jeder kocht dann doch sein eigenes Süppchen.  Natürlich freut man sich wenn man zur Auffindung eines Hundes beitragen konnte, aber dem Hund und auch UNS ist es egal wer auf dem Happy End Bild dann zu sehen ist. Dem Hund und UNS ist es wichtig, dass der Hund wieder beim Besitzer und in seiner gewohnten Umgebung ist.

dogNEWSdieSEITE: Bei Mauser und Pyro gibt es eine Parallele, beide Hunde waren nicht unter der Aufsicht ihres Halters. Zwar nur kurz aber lange genug, dass der Hund entführt werden konnte. Was können Hundehalter tun um ihren Hund gut zu sichern?

Den Hund niemals unbeobachtet irgendwo anhängen. Die Gefahr, dass ein Hund gestohlen wird ist sehr groß. Das ist leider noch nicht in allen Köpfen drinnen und es wird unterschätzt. Erst heute beim Einkaufen habe ich eine Dame , die ihre beiden Hunde vor einem Supermarkt  angebunden hatte, darauf hingewiesen und es war für sie unvorstellbar, dass Hunde gestohlen werden.

dogNEWSdieSEITE: Welche Tipps würden Sie Hundehaltern geben, damit sie nicht in die Lage kommen ihren Verein zu benötigen?

  • HUND CHIPPEN UND richtig REGISTRIEREN und zwar in einer offiziellen Datenbank ( viele Hundebesitzer vermischen das noch immer mit der Hundesteuer)
  • HUNDE NIE UNBEOBACHTET vor Geschäften, Ämtern usw…zurücklassen
  • HUNDE AN DIE LEINE, denn Hunde haben Instinkte denen sie nachgehen ( Jagdinstinkt,  Sexualinstinkt, usw…)
  • BESITZER SOLLTEN AM ENTLAUFORT BLEIBEN: Die meisten Hunde suchen nach dem ersten Schreckmoment (der kann auch mehrere Stunden dauern) wieder den Entlaufort auf. Ist der Besitzer dann nicht vor Ort, so kann der Hund weiter in Panik verfallen und sich wieder entfernen.
  • FÜR HAUSBESITZER – Türen und Gartentore offenlassen ( natürlich nicht unbeaufsichtigt, eine vertraute Person muss anwesend sein ) wenn der Entlaufort nicht weit entfernt ist.
  • NICHT AKTIV SUCHEN und nicht umherlaufen und rufen, denn der Hund fühlt sich dann verfolgt oder gejagt. Er wird kopflos und achtet nicht mehr auf den Straßenverkehr. Er kann dadurch auch aus dem Gebiet vertrieben werden.
  • FLYER VERTEILEN : Nicht alle Menschen sind auf Facebook! Die aktive Verteilung von Flyern sollte bestmöglich nicht durch den Besitzer selbst erfolgen. Hier ist der Besitzer auf Hilfe angewiesen. Die Helfer durchforsten Facebook nach Sichtungsmeldungen und dann leiten das dann direkt an den Besitzer weiter. Aktuelle Sichtungen kommen zu 99% von Menschen die zufällig vor Ort sind und nicht nach dem Hund suchen, da diese Menschen von dem Hund anders wahrgenommen werden, als Menschen die nach ihm aktiv suchen.
  • PROFESSIONELLE SUCHHUNDE in Anspruch nehmen. Damit gemeint sind ausgebildete und geprüfte Tiersucher mit langjähriger Erfahrung. Bitte genau schauen wem man sich anvertraut, leider wurde das in der letzten Zeit zum neuen Hundesport. Nicht jeder der sich Profi nennt, ist auch einer!

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