Aufgrund des chaotischen Abzugs aus Afghanistan sind eine ganze Menge Hunde in Kabul gestrandet. Die Bilder der am Hamid Karzai International Airport herumlaufenden Contract Working Dogs (CWD) gingen um die Welt. Auch wenn das US-Pentagon versichert hat, dass kein Soldat auf vier Pfoten, sprich Military Working Dog (MWD), zurückblieb, das Ansehen der amerikanischen Armee hat gelitten. Als am 13.September 2021 dann ein Video von AFP durch das Netz flimmerte, in dem zu sehen war, dass K9 Hunde jetzt für die Taliban arbeiten, verbesserte das die Laune von General Donahue vermutlich nicht. Generalmajor Chris Donahue, der Kommandeur der 82. Luftlandedivision, war der letzte US Soldat der nach 20 Jahren Präsenz Afghanistan verließ. Ein etwas grünstichiges Foto, aufgenommen durch ein Nachtsichtgerät, hat diesen Moment verewigt. Hundefreunde werfen ihm vor, dass er eine ganze Menge tierischer Söldner „sitzen gelassen“ hat.

Screenshot AFP Video (Twitter)

Ob die Contract Working Dogs in den Ruhestand gehen können ist noch ungewiss

Hewad Azizi, ein K9 Hundeführer, hat die Hunde eingesammelt und versorgt sie nun mit seinen Kollegen am Flughafen von Kabul. Mohamad Mourid, der Chef der K9 Staffel des Flughafens bestätigt im Video, dass diese Vierbeiner neue Hundeführer bekommen und weiterhin als K9 Hunde im Einsatz sein werden. Charlotte Maxwell-Jones, die Gründerin von Kabul Small Animal Rescue äußert zwar ihre Dankbarkeit für die Versorgung der Vierbeiner, hat aber die Intention diese Hunde in die USA zu bringen, wo sie einen geruhsamen Lebensabend verbringen sollen. Das Schicksal der K9 Hunde ist noch Gegenstand von Verhandlungen zwischen der Tierschützerin und den Taliban. Aktuell arbeiten die K9 Hunde jetzt für die Taliban. Auf Facebook schreibt sie:

Many of the working dogs are safe and being cared for at the airport kennels that have long been used for their bomb sniffing dogs. We are thankful for the airport staff that continue to give them care and work with us as best as possible.

Charlotte Maxwell-Jones Facebook KSAR 11.September 2021

Die Lage der Hunde in Kabul ist noch unklar aber es wird besser

Charlotte Maxwell-Jones steckt noch in Kabul fest, sie schreibt auf dem Facebook-Account von Kabul Small Animal Rescue am 11.September 2021: Wir gingen so wie jeden Tag seit dem 31.August 2021, dem Tag als ich ohne unsere Hunde vom US-Militär aus dem Flughafen von Kabul eskortiert wurde, wieder zurück um nach Hunden zu suchen. Wir wurden von bewaffneten Taliban dabei eskortiert. Am Flughafen wehen nun die Taliban-Flaggen von jedem Fahnenmast. Wir verbrachten den ganzen Tag damit durch verrottenden Müll und verlassene Gebäude zu laufen, die teilweise als Toiletten benutzt werden. Immer auf der Suche nach Hunden. Jene Vierbeiner die seit Welpenalter in unserer Obhut sind, zurückgelassene Contract Working Dogs, verlassene Haustiere von Menschen die sie auf der Flucht zurücklassen mussten.

We will keep returning to the airport, and we will continue to coordinate and negotiate with the Taliban to secure the release of all the dogs.

Charlotte Maxwell-Jones, KSAR Facebook 11.September 2021

Wir konnten einige unserer Hunde bergen, auch einen K9. Andere haben wir verloren, von manchen haben wir die toten Körper gefunden, von anderen wurden uns Fotos gezeigt, die das grausame Ende dieser Tiere belegen. Es schmerzt hier jeden Tag durchzugehen und es tut weh den Hundebesitzern die traurige Nachricht vom Tod ihres Vierbeiners mitzuteilen. Aber wir freuen uns über jeden Hund den wir finden und retten können. Die Tierärzte in unserer Klinik arbeiten rund um die Uhr um die unterernährten, teilweise dehydrierten Tiere wieder aufzupäppeln. Und – sie versorgen die Wunden der Verletzten. Wenn die Hunde stabil sind und der Flughafen von Kabul wieder offen ist, dann werden die Vierbeiner die Heimreise antreten. Die meisten K9 Hunde sind sicher, sie werden in den Hundezwingern am Flughafen betreut, da wo früher die Bombenspürhunde untergebracht waren. Dem Flughafenpersonal sind wir dankbar, dass sie die Hunde so gut wie möglich weiter betreuen.

Charlotte Maxwell-Jones will erst gehen wenn alle Hunde gerettet sind

Wobei, es geht nicht nur um Hunde, denn die Amerikanerin rettet alle Tiere, die sie finden kann. Zu den Glücklichen zählen neben Hunden und Katzen auch eine Schildkröte und ein Papagei. Kabul will sie erst verlassen wenn die Tiere in Sicherheit sind. Bis dahin soll die Tierklinik geöffnet bleiben. Ihre afghanischen Mitarbeiter sind rund um die Uhr im Einsatz. Wie es scheint, hält sie auch die Taliban auf Trab, denn ohne den Schutz einer bewaffneten Eskorte ist ihre Suche nach verloren gegangenen Tieren nicht möglich. Mittlerweile melden sich Amerikaner bei ihr, die darum bitten ihr zurückgelassenes Tier zu finden und in Sicherheit zu bringen. Ihre Pläne, wie sie Afghanistan verlassen will, möchte sie nicht verraten. Denn die Gefahr, dass dadurch die Rettung schief geht, ist ihr zu groß.

Charlotte Maxwell Jones, Foto: KSAR

Die Diskussion über die K9 Hunde hält an

Ein K9 Hund ist teuer, die Ausbildung die in diese Hunde investiert wird ist nicht billig. Ein Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums, Eric Pahon, schätzt, dass etwa 150 Contract Working Dogs in Afghanistan zurück geblieben sind. Besonders betroffen ist die kanadische Sicherheitsfirma „Garda World„. Diese kooperiert nun mit Kabul Small Animal Rescue um die betroffenen Hunde außer Landes zu bringen. Das bestätigt auch Charlotte Maxwell-Jones in einem Facebook Posting. Sie schreibt: „As part of our ongoing veterinary services with Garda World, Kabul Small Animal Rescue was contracted to move out all their dogs in country, just as we had helped them move 5 retiring dogs to Texas in July„. Gegenüber Military Times bestätigt ein Pressesprecher von Garda World, dass in Kooperation mit Kabul Small Animal Rescue die gestrandeten Vierbeiner lokalisiert, versorgt und evakuiert werden sollen. Das Pentagon seinerseits besteht noch immer darauf, dass kein Military Working Dog in Afghanistan zurückblieb.

We invest hundreds of thousands of dollars into these dogs. We wouldn’t leave them behind

Eric Pahon in Military Times 31.August 2021

Der beste Schutz der Hunde ist ihre Ausbildung

Wie das Video von AFP zeigt, arbeiten einige K9 Hunde jetzt für die Taliban. Denn in Afghanistan werden auch in Zukunft K9 Hunde gebraucht um Bomben oder Drogen aufzuspüren. Mit Arbeitshunden hat außerdem selbst der reaktionäre Islam kein Problem. Die Fähigkeiten der Hunde sind aktuell also ihr bester Schutz. Für Freizeithunde ohne Ausbildung sieht es dagegen düster aus, denn ein Hund auf der Couch ist in den Augen der neuen Machthaber ein Zeichen westlicher Dekadenz. Diese Hunde leben gefährlich, ebenso wie die Streuner in den Straßen Kabuls. Bei den Straßenhunden ist es die Angst vor der Tollwut, die dazu führt, dass sie verfolgt und getötet werden.

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