Mops & Co stehen im Fokus, wenn es um Qualzucht geht, denkt man zuerst an den Mops. Qualzucht bedeutet, dass Tiere vermehrt werden, deren Rassemerkmale so ausgeprägt sind, dass dies negative gesundheitliche Folgen hat. Das betrifft brachycephale Kleinhundrassen, allen voran den Mops, die französische Bulldogge, den Mini-Chihuahua mit den großen Kulleraugen also Hunde die das sogenannte „Kindchen-Schema“ bedienen. Diese Tiere leiden von Geburt an und können nie ein normales Hundeleben führen. Es gibt Aufklärung, trotzdem ist die Nachfrage groß. In den Niederlanden hat man diese Rassen nun verboten. Im Sinne des Tierschutz ein wichtiger Schritt.

Tierschützer fordern bereits 2018 ein Zuchtverbot

Im August 2018 gerieten Mops & Co erstmals in den Fokus. „Tiere verstümmeln und leiden lassen, damit sie einem Modetrend entsprechen, ist unerträglich“ erklärte damals Manfred Hochleithner von der Landesstelle Wien der Tierärztekammer in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit TierschützerInnen. Sie alle kritisierten, dass gezielte Missbildungen bei Tieren gezüchtet werden, weil es dem Menschen so gefällt und obwohl das mit enormem Leid für die Tiere verbunden ist. Auch Brigid Weinzinger von pro-tier, dem Dachverband der österreichischen Tierschutzorganisationen, forderte ein sofortiges Zuchtverbot für alle Tiere, die eindeutige Qualzuchtmerkmale aufweisen. Manfred Hochleitner sprach damals bereits ein Zuchtverbot an:

„Mops und andere betroffene Hunderassen dürfen daher nicht mehr weitergezüchtet werden. Wir TierärztInnen haben diesen Beruf nicht gewählt, um Qualzucht chirurgisch zumindest wieder so weit zu korrigieren, dass das Tier halbwegs genug Luft in die Lunge bekommt. Wer sowas züchtet, begeht ein Verbrechen.“

Manfred Hochleithner OTS Vier Pfoten 2018

Im Oktober 2019 beginnt eine Kampagne der Tierärztekammer gegen Qualzucht

Mag. Kurt Frühwirth, Tierarzt und Präsident der Österreichischen Tierärztekammer (ÖTK) kritisiert, dass seit der Novellierung des Tierschutzgesetzes 2017 zwar nur noch registrierte Züchter bzw. Händler Tiere im Internet anbieten dürfen aber trotzdem kämen viele Hunde von dubiosen und kriminellen Händlern. Er sagt:

„Wir Tierärzte können das Tierleid nicht länger mitansehen. Tagtäglich haben wir kranke Haustiere in unseren Ordinationen zu behandeln, die meist aus Osteuropa stammen und unter furchtbaren Bedingungen gezüchtet und gehalten wurden. Viele kommen krank nach Österreich und mussten bereits große Qualen über sich ergehen lassen.“

Mag. Kurt Frühwirt OTS ÖTK 2019

Besonders auffällig bei diesen Import-Tieren sei, dass sie meist extreme Zuchtmerkmale aufweisen. Durch die hohe Nachfrage in der Bevölkerung nach gewissen kurznasigen Hunderassen werden vermehrt Züchtungen wie beispielsweise Mops, Französische Bulldogge oder Boston Terrier importiert. Die meisten sogenannten brachycephalen Rassen leiden schon nach kurzer physischer Belastung an Sauerstoffmangel. Hinzu kommen weitere gesundheitliche Probleme, die sich aus Zuchtmerkmalen wie vorstehenden Augen und störenden Hautfalten ergeben.

2020 scheint es „ernst“ zu werden – man denkt über ein Ampelsystem und ein Zuchtverbot nach

Mops & Co stehen im Fokus – nun auch bei Eva Persy. Die Wiener Tierschutzombudsfrau denkt laut über das Niederländische Ampelsystem nach. Dieses von der Universität Utrecht entwickelte Ampelsystem für kurzschnäuzige Rassen bietet einen praktikablen Weg, um das Qualzuchtverbot bundeseinheitlich vollziehen zu können. Die Zuchtfreigabe, respektive ein Zuchtverbot richtet sich nach der Schnauzenlänge. In die rote Kategorie fallen Hunde, deren Schnauze kürzer als ein Drittel des Schädels ist – die Zucht mit diesen Tieren ist verboten. Orange eingeordnet werden Hunde mit einer Fanglänge zwischen einem Drittel und der Hälfte des Schädels. Diese dürfen derzeit noch gezüchtet werden, wenn sie alle anderen festgelegten Kriterien erfüllen.

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In Wien hat Jürgen Czernohorszky die Agenden von Ulli Sima übernommen

Seine ersten Handlungen sind vielversprechend. Eva Persy darf sich gegen Qualzucht einsetzen und Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky selbst wettert gegen Hundehandel. Hundehandel und Qualzucht sind eng miteinander verbunden, denn Mops & Co kommen meist nicht vom heimischen Züchter. Rund 200 Hundewelpen am Tag bieten gewerbliche TierhändlerInnen mit Sitz im Ausland zum Verkauf nach Österreich im Internet an. Immer wieder landen dort angebotene und oftmals schwer kranke Tiere in Wien, wie eine aktuelle Analyse der Tierschutzombudsstelle Wien zeigt. Der neue Tierschutzstadtrat verspricht Abhilfe.

 „Wir werden umgehend auf diese neuen Erkenntnisse reagieren und in unserem seit langem währenden Kampf gegen den Welpenhandel den Fokus auf diesen Bereich dieses schmutzigen Geschäfts richten – zum Schutz der Tiere und zum Schutz der Menschen“

Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky OTS 3.Dezember 2020

Dass Mops & Co in den Fokus geraten sind ist gut

Mops & Co haben nie die Chance auf ein „normales Hundeleben“. Atemnot, Augenvorfall und eine Reihe weiterer Erkrankungen begleiten sie ihr ganze Leben. Diese Tiere leiden, weil der Mensch ihr Aussehen putzig findet. Wenn es gelingt, dass nur noch mit Hunde gezüchtet wird die im „grünen Bereich“ sind, das bedeutet sie haben eine Fanglänge von mindestens der Hälfte des Schädels , ist das ein großer Fortschritt. Qualzuchten enden übrigens immer häufiger vor Gericht. Die betroffenen Hundehalter müssen viel Geld aufwenden, wenn sie ihrem Hund das Leben etwas angenehmer gestalten möchten, manche versuchen den Züchter in die Pflicht zu nehmen. Den Hunden nützt das wenig.

2 Kommentare zu „Mops & Co im Fokus“

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